Genickstarre

[662] Genickstarre, Genickkrampf oder Nackenstarre, krampfartige Zusammenziehung der Nackenmuskeln mit Rückwärtsbeugung des Kopfes, bei Starrkrampf und gewissen Krankheiten des Zentralnervensystems. Die epidemische G. oder Kopf-G. (Meningītis cerĕbro-spinālis epidemĭca), eine Infektionskrankheit, verursacht von einem Doppelkokkus (dem Diplococcus intracellulāris meningitĭdis, 1887 von Weichselbaum beschrieben, 1895 von Jäger als Erreger der G. erkannt), befällt meist Kinder und jüngere Leute, besteht in einer eitrigen Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute, beginnt mit Kopfschmerz und Benommenheit, führt unter Schüttelfrost und hohem Fieber oft schon am zweiten Krankheitstage zu Starrkrampf der Nacken- und Rückenmuskeln, zu Schlafsucht und tiefster Bewußtlosigkeit, endet in 40-60 Proz. der Fälle mit dem Tode. Die Art der Übertragung ist noch unbekannt. Da sich bei der Leichenöffnung der Rückenmarkkanal und die Hirnspalten mit einem eitrig-fibrinösen Exsudat erfüllt erweisen, das auf die Hirn- und Rückenmarkhäute drückt, wird durch Lumbalpunktion (Einstich mit Abzapfung der Rückenmarkflüssigkeit in der Gegend der Lendenwirbel) oft große Erleichterung erzielt. Gegen die Schmerzen sind laue Bäder und Morphium, gegen Neigung zur Muskelstarre Reizmittel (Kampfer, Äther, Kaffee, Champagner etc.) nützlich. Die G. hinterläßt bei Genesenen oft Lähmung, Taubheit, geistige Defekte etc. – Vgl. Fürst (1905).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 662.
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