Kotzebue

[1013] Kotzebue (spr. -buh), Aug. von, Lustspieldichter, geb. 3. Mai 1761 zu Weimar, seit 1781 im russ. Staatsdienst, 1798-1800 Hoftheaterdichter in Wien; bei seiner Rückkehr nach Rußland 1800 verhaftet und nach Sibirien gebracht (beschrieben in »Das merkwürdigste Jahr meines Lebens«, 1801), bald begnadigt und zum Direktor des deutschen Theaters in Petersburg ernannt, ging nach dem Tode des Zaren Paul nach Weimar, 1803 nach Berlin, flüchtete 1806 vor Napoleon wieder nach Rußland, kam 1817 als polit. Polizeispion der russ. Regierung erst nach Weimar, dann nach Mannheim, ward hier 23. März 1819 von K. L. Sand erdolcht; in seinen dramat. Werken (216) witzig und gewandt, aber oft frivol und ohne höhere Einsicht in die Kunst; am bekanntesten die Lustspiele. »Die deutschen Kleinstädter«, »Pagenstreiche«, »Die Zerstreuten«, »Die beiden Klingsberg«; die Schauspiele: »Menschenhaß und Reue« und »Die Indianer in England«. – Vgl. Döring (1830), W. von Kotzebue (1881), Rabany (franz., 1893). – Sein Sohn Otto von K., geb. 30. Dez. 1787 zu Reval, förderte auf drei Reisen um die Welt (1803-6, 1816-18 und als russ. Kapitänleutnant 1823-26) die Hydrographie, bes. der Südsee, entdeckte 1816 den Kotzebuesund an der Westküste Alaskas, gest. 15. Febr. 1846 zu Reval. – Dessen Bruder Wilhelm von K., russ. Diplomat und deutscher Schriftsteller, geb. 19. März 1813 zu Reval, 1870 Gesandter in Dresden, 1878-79 in Bern, gest. 5. Nov. 1887 in Reval; veröffentlichte unter dem Pseudonym W. Augustsohn Dramen, außerdem belletristische Schriften. – Ein anderer Bruder, Alexander von K., Schlachtenmaler, geb. 28. Mai 1815 in Königsberg, gest. 24. Febr. 1889 in München; Schlachtenbilder aus der Zeit Peters d. Gr., Friedrichs d. Gr. und Napoleons I. für den kaiserl. Winterpalast in Petersburg.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 1013.
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