Muskeln

[231] Muskeln (Muscŭli), die Organe der aktiven Bewegung des tierischen Körpers, zerfallen in solche, die dem Willen unterworfen sind, willkürliche oder animalische (nach ihrer mikroskopischen Struktur gestreifte) M. und solche, die unabhängig vom Willen in Tätigkeit treten, unwillkürliche oder vegetative (der Struktur nach glatte) M. Erstere dienen zur Bewegung des Skeletts, die andern vermitteln die Bewegung des Magens, Darms etc. Die M. bilden das Fleisch des Körpers und bestehen aus Muskelbündeln, die wieder aus Muskelfasern oder Muskelfibrillen (Primitivfasern) zusammengesetzt sind. Die Skelett-M. setzen sich mittels starker Bänder (Sehnen oder Flechsen) so an den Knochen an, daß sie ein Gelenk überspringen und so dasselbe bei ihrer Zusammenziehung beugen oder strecken. Nach der Form unterscheidet man: länglichrunde, breite (Flächen-M.), ringförmige (Schließ-M.) und Hohl-M. (wie Herz, Gebärmutter) oder Muskelhäute (in der Wand des Magens, des Darms, der Blase); nach der Art der Bewegung, die die willkürlichen M. veranlassen können: Beuge-M. oder Flexoren, Streck-M. oder Extensoren, Ausziehung-M. oder Adduktoren, Abzieh-M. oder Abduktoren, Roll-M. oder Rotatoren, die einen Körperteil um seine eigene Achse oder um einen andern Körperteil im Halbkreise herumdrehen. Durch Reize (chemische, thermische, mechanische, elektrische, Willenreiz) werden die M. erregt (Erregbarkeit oder Irritabilität) und ziehen sich zusammen. Folgen mehrere Reize rasch nacheinander, so bleibt der M. im Zustand der Kontraktion (Tetanus), wobei ein leichtes Geräusch (Muskelgeräusch oder Muskelton) hörbar ist. Infolge der Tätigkeit des M. entstehen in demselben Umsetzungsprodukte, die das Ermüdungsgefühl bewirken. Stirbt der M. ab, so verliert er seine Erregbarkeit, das Muskeleiweiß (Myosin) gerinnt und der M. wird starr (Leichen- oder Totenstarre). – Vgl. Rosenthal, »Physiologie der M.« (2. Aufl. 1899); Fischer, »Die Arbeit der M.« (1893); R. du Bois-Reymond, »Spezielle Muskelphysiologie« (1903); über die Krankheiten der M. Lorenz (2 Bde., 1898-1904).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 231.
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