Photographie

Photographie I.
Photographie I.
Photographie II.
Photographie II.

[403] [403] Photographīe (grch.), Lichtbildkunst, die Kunst, durch die chem. Wirkung des Lichts bleibende Bilder von Gegenständen auf chemisch präparierten Flächen herzustellen; auch die Bezeichnung dieser Bilder selbst. [Tafel: Photographie I u. II.] Die ersten bleibenden Lichtbilder mittels der Camera obscura erhielt 1826 Nicéphore Niepce auf einer mit einer Lösung von Asphalt in Lavendelöl überzogenen Metallplatte; die vom Licht getroffenen Stellen wurden unlöslich und blieben nach Behandeln der Platte mit ätherischen Ölen, welche die nicht vom Licht getroffenen Stellen der Asphaltschicht durch Lösung entfernten, als »fixiertes« Bild zurück. Dieses Verfahren benutzte Niepce zur Anfertigung der ersten Heliographie (s.d.), die zugleich das erste photomechan. Vervielfältigungsverfahren bilden. Bedeutend kürzere Belichtung erforderten die 1838 von Daguerre (s.d.) erzeugten Daguerrotypien (erste Porträt-P.). Talbot fertigte 1839 die ersten Papierbilder, die, weil durchsichtig, beliebig viele Lichtkopien erlaubten. Talbot erzeugt auf einem mit Jodsilber und Silbernitrat getränktem Papier nach kurzer Belichtung in der Kamera ein zunächst unsichtbares, aber mittels Gallussäure sichtbar gemachtes (»entwickeltes«) Bild, bei welchem die im Objekt hellen Stellen dunkel erscheinen (reduziertes Silber, das nur an den belichteten Stellen haftet); von diesem »Negativ« erzeugt er durch Auflegen desselben auf lichtempfindliches Chlorsilberpapier und Belichten beliebig viele »Positive«, welche dieselbe Licht- und Schattenverteilung zeigen, wie das Objekt. Die Talbotschen Negative besaßen eine rauhe Struktur. Feinere Bilder erhielt 1847 Niepce de Saint-Victor (Neffe von Nicéphore Niepce) durch Befestigen des Jodsilbers mittels eines Eiweißüberzuges auf einer Glasplatte. Beständiger als Eiweiß erwies sich später Kollodium (Fry und Archer, 1851). Nachdem von Maddox und Wortley die Gelatine als Bildträger benutzt worden war, entdeckte Bennett 1878, daß durch Erwärmen die Gelatineemulsion bedeutend lichtempfindlicher wird; seitdem fabrikmäßige Herstellung der lange haltbaren Gelatinetrockenplatten, denen die großartige Entwicklung der P. und ihre vielseitige Anwendung in Kunst und Wissenschaft zu danken ist. Für Reisezwecke eignen sich bes. die leichten und unzerbrechlichen »Films« (mit Bromsilbergelatine präparierte Zelluloidhäutchen), die in den neuern Handkameras in sehr bequemer Weise in Form aufgerollter Streifen (Rollfilms) verwendet werden. Eine wesentliche Anforderung an jedes Lichtbild war von Anfang an die richtige, den Helligkeitsgraden des Objekts entsprechende Wiedergabe der verschiedenen Farben. Die gewöhnlichen lichtempfindlichen Salze, bes. Brom- und Jodsilber, sind hauptsächlich für die blauen und violetten Strahlen stark empfindlich, dagegen für rote und gelbe fast unempfindlich. Die hierdurch entstehenden Unwahrheiten im Bilde (rote und gelbe Partien erscheinen schwarz, blaue und violette Partien weiß) korrigierte man früher durch Retuschieren des Negativs. H. W. Vogel erkannte 1873, daß Bromsilber durch Beimischen von Stoffen (Anilinfarben), welche die gelben und roten Strahlen absorbieren, für diese ebenso empfindlich wird, wie für die blauen und violetten Strahlen (sog. isochromatisches oder orthochromatisches Verfahren). Die Qualität der Bilder und die Vielseitigkeit der P. wurde auch durch die Vervollkommnung der Photographischen Objektive (s.d.) erheblich gesteigert. Besondere Ziele verfolgen die Moment-P., Chromo-P., Mikro-P., Tele-P., Photogrammetrie, Rotations-P., Farbige P., Katatypie (s. diese Artikel; s. auch Photomechanische Vervielfältigungsverfahren.)

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 403-404.
Lizenz:
Faksimiles:
403 | 404
Kategorien: