Steinkohlenteer

[760] Steinkohlenteer, Kohlenteer, ein Teer, der bei der trocknen Destillation der Steinkohle zu etwa 6 Proz. entsteht, eine durch Kohlenstaub schwarz gefärbte Flüssigkeit vom spez. Gewicht 1,1-1,3, enthält feste und flüssige Kohlenwasserstoffe, Karbolsäure, kleine Mengen organischer Basen und asphaltbildende Bestandteile, dient in rohem Zustande zum Konservieren von Holz, Metall und Stein und zur Herstellung von Dachpappe. Die größte Menge wird durch Destillation verarbeitet und in folgende Destillate geteilt: 1) Vorlauf, bis 105° siedend; 2) Leichtöl, bis 170°; 3) Karbolöl (Mittelöl), bis 230°; 4) Schweröl, bis 270°; 5) Anthrazen- oder Grünöl, 270 bis gegen 390°; der Rückstand dient als Steinkohlenpech zur Herstellung von Asphalt, schwarzen Lackfarben u.a. Aus dem Vorlauf und dem Leichtöl werden Benzol, Toluol und Xylol rein abgeschieden, der untrennbare Rest (Naphtha) wird als Lösungsmittel in den Handel gebracht; aus dem Karbolöl werden kristallisiertes Phenol und flüssige Kreosotöle hergestellt; aus dem Schweröl Naphthalin, aus dem Grünöl Anthrazen. Diese Stoffe dienen zur Darstellung der künstlichen organischen oder Teerfarbstoffe. – Vgl. Lunge (3. Aufl. 1888), G. Schultz (2. Aufl., 2 Bde., 1886-90).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 760.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika