Waldenser

[944] Waldenser oder Waldesĭer, reformatorisch gerichtete Sekte, gestiftet um 1177 von Petrus Waldus (Valdez) in Lyon als religiöse Genossenschaft zur Predigt des Evangeliums und zur Reform der kath. Kirche durch Rückkehr zur apostolischen Armut und Einfachheit, auch Paupĕres de Lugdūno (»Arme von Lyon«), Leonisten (d.h. aus Lyon), Sabatati (wegen ihrer hölzerner Schuhe) genannt. Obwohl die W. die nachgesuchte päpstl. Bestätigung nicht erhielten, sondern 1184 gebannt wurden, verbreiteten sie sich rasch im westl. Europa; vielfach blutig verfolgt, vereinigten sie sich in Italien mit den Humiliaten, in Böhmen mit den Hussiten und Böhm. Brüdern, in Frankreich mit der reform. Kirche, und wurden zuletzt auf die Alpentäler Piemonts beschränkt. Unter dem Einfluß der Reformation nahmen sie den Protestantismus in calvinischer Färbung an. Die Waldenserkirche besitzt 18 alte Gemeinden in Piemont mit etwa 20.000 Seelen, außerdem 44 Evangelisationsgemeinden im übrigen Italien von Turin bis Palermo, ferner eine Theologenschule in Florenz; Hauptorgan: »Rivista cristiana«. – Vgl. Karl Müller (1886), Comba (franz., 1887, u. ital., 1893), Huck (1897).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 944.
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