Amalia Elisabeth, Landgräfin z. Hessen-Cassel

[165] Amalia Elisabeth, Landgräfin z. Hessen-Cassel, des Landgrafen zu Hessen-Cassel, Wilhelm's V. Gemahlin, geborene Gräfin von Hanau-Münzenberg, nicht nur als Regentin durch Klugheit, Milde, weise Sparsamkeit, sondern auch durch Heldenmuth, Unerschrockenheit und Ausdauer in Gefahren berühmt und gefeiert. Sie wurde 1602 geboren, vermählte sich in ihrem 17. Jahre, verlor aber ihren hochherzigen Gatten bereits 1637 nach einer 18 jährigen, glücklichen Ehe. Sie hatte ihrem Gemahl 8 Prinzen und 6 Prinzessinnen geboren, wovon die meisten aber im zartesten Alter starben. Nach ihres Gatten Tode wurde sie Vormünderin ihres Sohnes, Prinzen Wilhelm und Regentin des Landes, laut testamentarischer Verfügung des Ersteren. Der Kaiser Ferdinand III. erklärte das Testament für nichtig, und wollte Amalien nöthigen, von der schwedischen Allianz abzutreten, wie er schon früher ihren Gemahl um seiner Verbindung mit Schweden willen in die Reichsacht erklärt hatte. Die regierende Landgräfin setzte sich standhaft dagegen, ließ sich von den Ständen huldigen, schloß mit Frankreich und Schweden neue Offensiv-Allianzen, schlug die Kaiserlichen in mehreren Gefechten, bemächtigte sich 1646 des Fürstenthums Marburg, und erwarb endlich im westphälischen Frieden ihrem Sohne das Fürstenthum Hersfeld und 600,000 Thaler als Entschädigung der Kriegskosten. Sie hatte ihrem Lande den Frieden errungen, seine Verwaltung in allen Zweigen geordnet, zahllose Verbesserungen angebracht, und übergab jetzt nach 12 jähriger Vormundschaft ihrem Sohne, dessen Erziehung sie trefflich geleitet, und den die Geschichte den Gerechten nennt, die Regierung. Ihre letzten Tage waren der Einsamkeit und der Ausübung religiöser Pflichten gewidmet. Sie starb 49 Jahre alt, am 8. August 1651, [165] betrauert und beweint von ihrer Familie, wie von ihren Unterthanen. Sie war bei allen ihren großen Fähigkeiten einfach, leutselig, mild, versöhnlich, im Glücke bescheiden, im Unglücke beharrlich. Sie ehrte und unterstützte Künste und Wissenschaften. Wir verehren in ihr eine der edelsten deutschen Frauen, eine der trefflichsten Regentinnen.

–n.

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Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 165-166.
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