Arkadien (das neue)

[295] Arkadien (das neue), (das neue). Der höchste gebirgige Theil des Peloponnes, wunderlicher Weise die griechische Schweiz genannt, obgleich diese von jeder Aehnlichkeit mit jenem majestätischen Zentralgebirge weit entfernt ist. Schön und anmuthig wie der Himmel, unter dem es liegt, ist das Landschaftsgemälde, welches sich den Augen des Wanderers hier zeigt. Schon offenbart sich in ihm der[295] südliche Charakter. In den tief liegenden warmen Ebenen findet man Cactus, Aloe und Palmen; die köstlichsten Südfrüchte umschlingen wie mit einem magischen Kranze den Fuß der Berge; diese selbst aber sind rauh und keineswegs so idyllisch schön, wie sie uns die Dichter ausgemalt haben. Die Hirten, weit entfernt, freundlich, milde und offen zu sein, sind im Gegentheile räuberisch, finster, wild, als Soldaten tapfer, aber käuflich und wortbrüchig. Die ersten Bewohner waren Pelasgier, daher das Land Pelasgien hieß. Lykaon's fünfzig Söhne theilten dasselbe unter sich, und von einen Enkel Lykaon's, Arkas, erhielt es den Namen Arkadien. Die kleinen Reiche, mehr Landgüter zu nennen, vereinten sich dann zu einem Staat, es entstanden Städte, die Sitten wurden milder, doch blieben die Bewohner immer gefürchtet. Häufig gehn die Männer in fremde Kriegsdienste, daher das Land wenig bevölkert, und die Frauen in überwiegender Mehrzahl vorhanden sind. Wegen ihrer Schönheit, welche selbst durch die geschmacklose Tracht nicht entstellt wird, wurden sie von den Türken sehr gesucht und diese gingen häufig auf Frauenraub aus. Aber Muth beseelt die Brust der Arkadierinnen und sie vertheidigen bei solchen Einfällen ihre Gebirgsdörfer mit heroischer Tapferkeit, größtentheils siegreich.

V.

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Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 295-296.
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