Drontheim

[229] Drontheim, die vormalige Hauptstadt der alten Könige von Norwegen, jetzt der Sitz des Stiftsamtmanns der Provinz gleiches Namens, liegt an einer 30 Stunden langen Bucht der Nordsee, umgeben von 2Relhen schroffer Felsen. Auf einem derselben hat, der Sage nach, das Schloß Hakon Jarls, des letzten heidnischen Königs von Norwegen, gestanden, der seinen eigenen Sohn den Göttern opferte. Drontheims Lage ist lieblich, das Grün seiner Umgebungen frisch und lebendig; aber es mangelt an Bäumen. Die uralte Stadt (997 von Olaf Trygwason gegründet) ist fast ganz aus Holz gebaut; doch sind die Häuser hell angestrichen und meist mit Portalen, Frontispizen und Altanen versehen. Die Straßen sind gerade und breit. Das merkwürdigste Gebäude ist der uralte Dom des heiligen Olaf's, im echt gothischen Stile ausgeführt, ein imposantes, riesiges Gebäude, wo die Könige von Norwegen gekrönt wurden. Von Interesse sind noch der Königshof, das Stiftsamthaus, die Kathedralschule etc. Die Zahl der Einwohner beträgt 10,000, die sich von Handel, Fischfang und Fabrikation der Handschuhe, Gerbereien, Zuckerrafinerien etc. nähren, Hier herrscht[229] noch die alte norwegische Sitte: Gastfreundschaft und Herzlichkeit; man liebt Musik und Tanz. Drontheim ist durch die poetische Sage der Vorzeit als Sitz der alten Seekönige, die von hier aus an der Spitze ihrer Normänner siegreich mit ihrem Ruhm die Welt erfüllten, vielfach gefeiert worden. Oehlenschläger hat die Scene seines schönen Trauerspieles »Axel und Walburg« in den Dom von Drontheim verlegt.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 229-230.
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