Fasan

[77] Fasan, ein aus Kaukasien zu uns gebrachter Vogel. Außer dem gemeinen (phasianus colchicus), welcher vorzugsweise für die Küche gehegt wird, giebt es zahlreiche Bastarde und Spielarten, doch haben alle einen oben gewölbten, nach der Spitze zu gebogenen Schnabel, nackte, mit einer rothen warzigen Haut bedeckte Backen, vierzehige, mit Sporen bewehrte Füße, kurze Flügel und einen muldenartig zusammengedrückten, aigrettenförmigen Schwanz. Der Goldfasan mit brennend rother und der Silberfasan mit ultramarinfarbiger Brust, nebst glänzend weißem Rücken und Schwanzgefieder, werden als liebliche Staffage in Sommer- und Wintergarten gehalten und an Farbenpracht weder von dem rothen, noch dem chinesischen Fasan übertroffen. Schöne Abbildungen derselben dienen vielfach zu künstlichen Stickereien, und schwerlich dürfte ein anderer Vogel, das bunte Geschlecht der Papageien ausgenommen, sich besser zu dieser Frauenarbeit eignen, nur darf dieselbe nicht nach der steifen Quadratzeichnung der Canevasnätherei, sondern frei nach einem guten Gemälde und mit dem Plattstich, der die Federn so glücklich nachahmt, ausgeführt werden. Der gewöhnliche Fasan wird in waldigen mit Umfriedungen begrenzten Gehegen (Fasanerien) erzogen, welche vor rauhen Winden geschützt sind. Beeren, Würmer, Insekten, selbst Frösche, machen seine Nahrung aus. Ein besonders dazu bestimmter Wärter füttert sie täglich an einer bestimmten Stelle, dem Fasanenzwinger. Für die kalte Jahreszeit ist ein heizbares Haus eingerichtet, ein anderes daneben, zum Ausbrüten der Eier, was besondere Schwierigkeiten hat. Den jungen Fasanen werden zuweilen die Flügel gelähmt, bis sie sich an ihr grünes Gefängniß gewohnt haben. Räucherungen von Kampher, Anis, [77] Malz, Birkenrinde und Gerstenstärke tragen viel zu ihrem Gedeihen bei, und machen ihnen den Ort, wo es geschieht, angenehm. Die bedeutendsten Fasanerien Deutschlands findet man in Böhmen.

F.

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Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 77-78.
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