Gemüthskrankheiten

[370] Gemüthskrankheiten sind ein widernatürliches Befinden der Empfindungen des Gemüthes und entspringen aus niederdrückenden Leidenschaften, die an sich schon ein Grad von Seelenverstimmung sind. Erfahrne Widerwärtigkeiten, Gram, Kummer, unglückliche Liebe, gekränkte Eitelkeit, Nahrungssorge u. s. w. stören die naturgemäße richtige Empfindung und auch bald die richtigen Vorstellungen von uns selbst und der Außenwelt. Weil aus letzterm Grunde die Urtheilskraft und der Verstand getrübt erscheint und überhaupt das Gemüth eine Seite des Geistes ist, sind sie zu den Geisteskrankheiten zu rechnen, und in den meisten Fallen erlahmter Geisteskraft ist auch eine Gemüthsverstimmung erkennbar.

D.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 370.
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