Kopf, der weibliche

[191] Kopf, der weibliche, ist in der Regel kleiner als der männliche, unterscheidet sich in den äußern Theilen durch die unter Körper (s. d.) angegebenen Abweichungen und besonders durch den schönen Haarwuchs. So wie das Gehirn des Menschen gegen das Nervensystem (s. d.) desselben überwiegender ist als bei den Thieren, so scheint das weibliche Gehirn wieder überwiegender als das des Mannes. Dieß beweist die schnellere Ausbildung des weiblichen Verstandes und anderer geistigen Thätigkeiten, welche zu großer Vollendung gelangen könnten, wäre nicht durch die höhere Bestimmung der körperlichen Functionen, die unter jener Ausbildung leiden müßten, dem höhern geistigen Aufstreben des schönen Geschlechts ein Hinderniß gegeben. Der Kopf ist der Sitz verschiedener Krankheitserscheinungen, zufälliger, die auch an andern Theilen vorkommen, oder eigenthümlicher, die besondere durch die Organe des Kopfes allein bedingte Symptome zeigen. Zu den letztern gehören die Kopfschmerzen und die Gehirnleiden. Kopfschmerzen sind äußerliche[191] und dann meist rheumatischer Natur, oder innere, die durch Blutandrang oder krankhaft bereiteten, durch fehlerhafte Unterleibs-Functionen bedingten Nervenäther, oder die geistig körperliche Substanz entstehen, welche der Träger der Lebenskraft ist. Den Blutandrang hindert man durch Wiederherstellung der Regelmäßigkeit und gleichen Vertheilung des Blutes, dem andern Uebelstande hilft man ab, indem man die Säftebereitung durch Beleben der Unterleibsfunctionen verbessert. Das weibliche Geschlecht ist, weil die Unterleibsfunctionen einen höhern Standpunkt haben, leichter zu Kopfschmerzen geneigt. Der Blutandrang erregt Schmerz durch den Druck auf ein empfindliches Organ, das wegen des beschränkten Raumes sich nicht so ausdehnen kann, wie freier liegende Organe; der nervöse Kopfschmerz aber entsteht vom unnatürlichen Reize jenes unpassend zusammengesetzten ätherischen Hauches, und ist besonders ein Begleiter nervenschwach reizbarer Personen, welche die Verhältnisse von der Bahn der Natürlichkeit entfernt halten. Der eine Stelle von der Große eines Nagelkopfes einnehmende empfindliche Schmerz ist wie der halbseitige Kopfschmerz (Migraine s. d.) ein Begleiter der Hysterie und Hypochondrie. Gehirnleiden, Entzündung, Wasseransammlung sind sehr gefährliche physische Zufälle des edeln Organes, die mit Verstimmungen der Seelenthätigkeit zusammenfallen können, obwohl letztere auch ohne jene Uebel vorhanden sind.

D.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 191-192.
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