Mingotti, Katharina

[225] Mingotti, Katharina, eine der größten Sängerinnen ihrer Zeit, Tochter eines östreich. Offiziers, geb. 1728 in Neapel, wurde bis in ihr 14. Jahr zu Glatz bei den Ursulinerinnen erzogen. In dieser Zeit besuchte Mingotti, Entrepreneur der ital. Oper zu Dresden, ihren Vater, sah das wunderschöne Mädchen, warb um dessen Hand, und erhielt sie. In Dresden, als Sängerin bei dem Hoftheater engagirt, übernahm der Kapellmeister Porpora ihre Ausbildung, und so groß waren Katharinens Fortschritte, daß ihr Ruhm bald nach Italien drang, und sie einen Ruf als erste Sängerin nach Neapel erhielt. Hier versammelte sich Alles, was vornehm, reich und talentvoll war, um die schöne, geistreiche Frau, und nur die Eifersucht ihres bejahrten Gatten trübte die Tage ihres Glanzes. Dem Lord Buckingham unter allen Mitbewerbern gelang es, das Herz der reizenden Deutschen zu erobern. Kaum aber bemerkte Mingotti die beiderseitige Neigung, als er den Contract, welcher sie noch einige Jahre an Neapel fesselte, brach und nach Deutschland eilte. 1748 kam Katharina nach Dresden zurück, und ward sogleich als erste Sängerin engagirt. Von hier aus besuchte sie London, Paris, Petersburg und Madrid, aber überall hin folgte ihr der reiche Lord unter fremdem Namen, unter veränderter Gestalt. Zehn Jahre dauerte dieser geheimnißvolle, romanhafte Bund, als der Tod des Herzogs das zärtlichste Verhältniß trennte. Katharina's Schmerz war grenzenlos, sie verfiel in eine tödtliche Krankheit, genas spät und betrat erst nach drei Jahren wieder das Theater. Sie wurde bei dem Hoftheater zu München angestellt, und blieb dort bis in ihr spätestes Alter. Noch in ihrem 70. Jahre[225] bewunderte man die Kraft und Fülle ihrer Stimme. Ihre Reisen, wie ihr Verkehr mit der vornehmen Gesellschaft, hatten ihr einen hohen Grad von Bildung verschafft. Sie sprach mit gleicher Fertigkeit Deutsch, Italienisch, Französisch, Spanisch, Englisch, ja sogar Latein, zeichnete und malte, war Virtuosin auf dem Clavier, der Harfe und Laute, und componirte Lieder voll unnachahmlicher Grazie. Ein Sohn, aus jener Verbindung mit dem Lord entsprossen, trug mit Erlaubniß seines Vaters und Pflegevaters den Namen Buckingham. Er ward von ihr zärtlich geliebt, und vergalt ihre Liebe auf das Innigste. Sie starb 1807 in dessen Armen.

V.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 225-226.
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