Molukken, Gewürzinseln

[261] Molukken, Gewürzinseln, den Holländern gehörend, eine Inselgruppe bei Asien, zwischen Celebes und Neuguinea, die Heimath der feurigsten Gewürze und köstlichsten Früchte. Hier gedeiht der Muscatenbaum, der Zimmt, die Nelken, die Piment- und Gomutipalme, Mais, Brodfrüchte, Kasse, Zucker, Indigo, Bambus etc. Der Ertrag der Muskatnüsse beläuft sich jährlich auf 2500[261] Centner, der der Gewürznelken auf 365,000 Pfd. In den Duft ausathmenden Hainen, mitten zwischen sonnigen Hügeln, sammtnen Thälern, feuchten Grotten, wohnt auch der Paradiesvogel. Nur diesen Inseln eigenthümlich sind verschiedene Beutelthiergattungen: das Kukus, das Mongo; eine große Eidechsenart und die Börsenkrabbe. – Die Hauptinsel, an 150 Quadrat M. im Umfange, heißt Dschilolo (Gilolo); sie bildet vier schmale, weitauslaufende Landzungen. Die Bewohner sind – mit Ausnahme der christlichen Kreolen, der wilden Papuas in den Gebirgen, einiger Europäer und Chinesen, Malaien. Sie folgen mit großen Abweichungen den Lehren des Korans, sind ein herrlich gebauter Menschenschlag, aber sinnlich, dem Genuße des Opiums ergeben. Man findet Männer, deren Gestalten dem Antinous, Weiber, die einer Hebe oder Charis an Schönheit der Formen nicht nachstehen. Ihnen fehlt Nichts, als die blühende, seelenvolle Farbe der Europäerin. Den Tanz üben sie leidenschaftlich, ihre Bewegungen ermangeln nicht der Grazie; dabei kommt ihnen die leichte, malerische, reich geschmückte Kleidung zu statten. Wie alle Malaien sind sie arbeitsscheu und kriegerisch; sanft unter einander, zeigen sich gegen den Feind grausam. Der gefangene Gegner wird von seinen Besiegern aufgegessen; gleiche Strafe trifft den Ehebrecher. Kultivirter sind diejenigen, welche mit den Europäern verkehren, und in der Nähe ihrer Niederlassungen wohnen. Der Reichthum, welcher von den Molukken aus durch seltene Naturproducte in den Handel kommt, ist fast unberechenbar, und darum waren auch diese Inseln Jahrhunderte lang der Zankapfel zwischen Niederländern, Spaniern, Portugiesen und Engländern. Die Hauptstadt und der Sitz der Regierung Ambon auf der Insel Amboina, liegt auf einem weit ins Land reichenden Meeresarm, ist regelmäßig gebaut und hat 7000 Ew.: Europäer, Malaien und Chinesen. – An den Küsten der eigentlichen Molukken werden die sogenannten indianischen Vogelnester eingesammelt. Die Buchten wimmeln von zahlreichen [262] Schildkröten, und der Meeresgrund verbirgt kostbare Perlenmuscheln. Eine Merkwürdigkeit ist noch der Vulkan Gunong Api auf der Insel gleiches Namens, und die dem Meere von Banda eigenthümliche Erscheinung des weißen Wassers. Das Meer nimmt nämlich zwischen Timor und Aru zur Nachtzeit eine milchweiße Farbe an, die sich gegen Morgen verliert. Diese Färbung soll von kleinen Seethieren herrühren.

V.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 261-263.
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