Mönchswesen

[263] Mönchswesen. Im gesellschaftlichen Leben ist es schwer, die Reinheit der Sitten und des Gemüths so unbefleckt zu erhalten, als es die Grundsätze einer strengen Moral fordern, deßhalb zogen sich schon in den frühesten Zeiten fromme Männer in die Einsamkeit zurück. Der erste, den die Geschichte nennt, war Henoch, welcher, nach dem Ausdrucke der Bibel, ein göttlich Leben[263] führte. Das heitere Klima des Orients unterstützte vorzüglich solches Zurückziehen in die Einsamkeit, daher finden wir es vorzüglich bei den Hindus. Auch bei den Juden treffen wir Spuren des Mönchswesens in den Sekten der Nasiräer, Essäer und Therapeuten, unter den Christen aber erst im 4. Jahrhunderte. Seit dem 5. Jahrhunderte erscheint das Mönchswesen als ein kirchliches Institut, welches sich vielfältig gestaltete und bedeutenden Einfluß auf Kultur, Sitten, häusliches und öffentliches Leben und auf die Erhaltung der Wissenschaften geäußert hat.

–s.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 263-264.
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