Muskeln

[326] Muskeln, sind die alle Bewegungen des Körpers ausübenden Organe, und je nach der zu bewerkstelligenden Bewegung kreisförmig, rund, dick oder lang, gehen in Flechsen und Sehnen (s. d.) aus, und bestehen aus Fibern oder Fasern, welche zu kleinen Bündeln verbunden in einer der Bewegung entsprechenden Richtung parallel oder strahlenförmig verlaufen und durch Blutgefäße ernährt, durch Nerven belebt werden. Bewundernswürdig ist der so schön zusammenwirkende Mechanismus und die Vertheilung der Kräfte, die bei zusammengesetzten Bewegungen uns deutlich wird; bewundernswürdig ist ferner die Art und Weise, wie durch kleine, der todten Mechanik unnachahmliche Hilfsmittel, um die Schönheit der Körperform zu erhalten, die Muskeln auf sehr entfernte Theile wirken. Von der bedeutenden Kraft dieser Organe kann man sich durch Heben von Lasten überzeugen. Die meisten Bewegungen lernen wir, viele erlernte aber werden so zur andern Natur, daß wir dieselben schon ausführen, ehe wir den Willen zu[326] äußern brauchen, da Wille und That in Eins zusammenfällt wie beim Gehen oder den Musikgriffen. Die Muskeln werden durch Uebung gestärkt, weil sie, mehr Säfte verbrauchend, immer neuen Zufluß erhalten und dabei sich kräftiger ernähren. Muskeln, die nicht geübt werden, verlieren die Bewegungskraft, weßhalb besonders Frauen schwache Muskeln haben. Von einer gehörigen Uebung der Muskeln hängt aber die Gesundheit des Körpers ab, weil die zu ihrer Ernährung bestimmten Stoffe nicht andern Organen, ohne diese zu belästigen, zufließen können. Aus diesem Grunde leiden sitzende Menschen und geschnürte Damen so häufig an Verdauungsbeschwerden, sehen bleich aus, haben schlechtes oder mehr nach Innen gedrängtes, mancherlei Beschwerden verursachendes Blut. Auch die schöne Gestalt leidet durch Mangel an Uebung der Muskelkraft, theils dadurch, daß das Knochengebäude nicht genug ausgedehnt wird, theils durch den Mangel an gesunder Ernährung. Uebung der Muskeln ist ein Palladium der Gesundheit (s. Gymnastik), sie verhindert die Anhäufung der Nervenkraft, welche Krämpfe, Nervenschwäche, Hypochondrie und Hysterie erzeugt, und bewahrt vor vielen üblen Zufällen, wie Verdauungsbeschwerden und Andrang des Blutes nach Kopf, Brust und Unterleib.

D.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 326-327.
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