Negri, Virginie

[391] Negri, Virginie, ein Muster der Frömmigkeit und religiöser Bußübungen, wurde zu Anfang des 16. Jahrhunderts in Mailand geb. und verlebte ihre Tage in dem englischen St. Paulskloster zu Guastalla, dessen Mitbegründerin sie war. Beredsam und besonders mächtig in der Bekehrung der Sünder, durchwanderte sie Städte und Dörfer, predigte Buße und Sittenreinheit. An diejenigen, zu welchen sie nicht gelangen konnte, schrieb sie ergreifende Ermahnungsbriefe, und führte so durch rastloses Streben eine große Anzahl verlorener Seelen in den Schooß der Gnade zurück. Zu den von ihr Bekehrten gehört auch der Marquis von Guast, Gouverneur von Mailand unter Karl V., dem sie in der Todesstunde beistand. Dessen ungeachtet hatte Mutter Angelika (so hieß sie mit ihrem Klosternamen) Feinde, man hielt sie für eine Visionärin und fand Mittel, sie in das St. Clarenkloster zu sperren, wo sie 3 Jahre blieb. Endlich wurde die Falschheit dieser Anschuldigungen durch den Erzbischof von Lanciano, den der heilige Stuhl mit der Untersuchung ihrer Angelegenheit beauftragt hatte, enthüllt, und Mutter Angelika erhielt Freiheit und Genugthuung. Sie starb 1555,47 Jahr alt, im Geruche einer Heiligen. Man hat ihre Briefe gesammelt, und von ihrer Biographie begleitet, herausgegeben. Ihre Anzahl beläuft sich auf 77. Alle athmen höhere Weihe und göttliche Eingebung; sie gleichen in vieler Beziehung denen der heiligen Katharina von Siena. Zum Gegenstande haben sie die ersten Kirchenfeste des Jahres; auf dem tridentinischen Concilium wurden sie geprüft und für wahrhaft heilbringend anerkannt.

B.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 391.
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