Negri

[498] Negri, 1) Cristoforo, ital. Politiker und Schriftsteller, geb. 13. Juni 1809 in Mailand, gest. 18. Febr. 1896 in Florenz, studierte in Pavia, Graz, Wien und Prag und wurde 1843 zum Professor des Staatsrechts in Padua ernannt. 1848 stellte er sich auf die italienische Seite, wurde Rektor der Universität und bewaffnete die Studenten, mußte aber nach dem Fall von Vicenza die Stadt räumen. Er wandte sich nach Turin, wo er bald darauf Rektor der Universität wurde und unter Gioberti in das Ministerium trat. Nach der Schlacht bei Novara wurde er Direktor des Konsulatwesens im Auswärtigen Amt und behielt diese Stellung, in der er auf Missionen fast alle Länder Europas kennen lernte, auch unter Azeglio, Rattazzi und Cavour. Nach Übersiedelung der Regierung nach Florenz gründete er daselbst die Italienische Geographische Gesellschaft, deren Präsident er fünf Jahrelang war. 1873–74 war er Generalkonsul in Hamburg. Seitdem lebte er zurückgezogen in Turin. Außer zahlreichen Aufsätzen und Broschüren hat N. veröffentlicht: »Memorie storico-politiche dei Greci e dei Romani« (Turin 1842); »Grandezza italiana« (das. 1864); »La storia politica dell' antichità paragonata alla moderna« (Vened. 1867, 3 Bde.); »I passati viaggi antartici e l'ideata spedizione italiana« (Genua 1880); »Le memorie di Giorgio Pallavicino« (Turin 1882).

2) Gaetano, ital. Schriftsteller freisinniger Richtung, geb. 11. Juli 1838 in Mailand, gest. 31. Juli 1902 in Varazze, war 1884–89 Bürgermeister von Mailand und wurde 1890 zum Senator ernannt. Er schrieb: »Bismarck, saggio storico« (Mail. 1884); »George Eliot, la sua vita ei suoi romani« (das. 1891, 2 Bde.); »Nel presente e nel passato; profili e bozzetti storici« (1893, 2. Aufl. 1905); »Rumori mondani« (1894); »Segni dei tempi« (1893, 3. Aufl. 1902); »Meditazioni vagabondi, saggi critici« (!897); »Giuliano l'Apostata« (1. u. 2. Aufl. 1901); »Ultimi saggi. Problemi di religione, di politica e di letteratura« (1903, mit Charakteristiken Negris von Scherillo und Novati). Eine Sammlung seiner Werke erscheint seit 1904 in Mailand. Vgl. Scherillo in der »Nuovo Antologia« (Bd. 4, 1902).

3) Ada, ital. Dichterin, geb. 3. Febr. 1870 in Lodi, verlebte eine entbehrungsvolle Jugend und kam mit 18 Jahren als Volksschullehrerin nach Motta-Visconti. Durch einzeln veröffentlichte tiefempfundene, schmerzdurchwehte, meist formvollendete Gedichte, worin sie, ein Kind des Volkes, vorwiegend das unsägliche Elend der untersten Schichten mit glühenden Farben schildert und Abhilfe heischt, zog sie die Aufmerksamkeit auf sich. Das Erscheinen ihrer ersten Gedichtsammlung »Fatalità« (Mail. 1892; deutsch von Hedwig Jahn, 5. Aufl., Berl. 1900) machte sie mit einem Schlage berühmt und verschaffte ihr den Millisold und eine Stelle als Lehrerin der italienischen Literatur in Mailand, wo sie sich 1896 mit dem Fabrikanten Garlanda verheiratete. Ihre 1895 erschienene zweite Sammlung: »Tempeste« (deutsch von H. Jahn; 3. Aufl., Berl. 1902), ist von gleich edlem Sozialismus durchweht. Mutterliebe und Mutterpflichten besingt »Maternità« (1904; deutsch von H. Jahn, Berl. 1905). Vgl. P. Papa, Ada N. e la sua poesia (Livorno 1893); Heyse und Grimm, Ada N. (in der »Deutschen Rundschau«, Dezember 1894); K. Henckell, Ada N. (Zürich 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 498.
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