Schwämme

[151] Schwämme, in Ansehung der Materie und Gestalt von allen anderen Gewächsen merklich unterschieden. Sie bestehen aus einem weichen oder zähen, lederartigen Stoff, und bilden entweder auf Stielen hutförmige, oder kugelförmige, keilförmige Körper.[151] Diese einfachsten Erzeugnisse des Pflanzenreichs wurden früher gar nicht als Produkte desselben anerkannt, weil sie weder eine grüne Oberfläche, noch eine blattartige Ausbreitung, weder Blüthen, noch eigentliche Früchte haben, im Sonnenschein keine Lebenslust entwickeln und sehr schnell in Fäulniß übergehen. Man hat sehr lange über die Art ihrer Fortpflanzung gestritten, und obgleich es nun erwiesen ist, daß die vollkommenen Pilze (s. d.) aus den Keimkörnern aufgehen: so können diese Keimkörner doch nicht mit dem Namen Same belegt werden, und man muß annehmen, daß das allgemeine Leben der Natur in diesen Pflanzen die ersten Versuche der organischen Bildung macht, und daß zur Erzeugung der einfachsten Schwämme oder Pilze nichts als Feuchtigkeit erforderlich ist. Man hat diese Familie nach der Gestalt und Beschaffenheit ihrer Körper eingetheilt in Staubschwämme (Pilze) und in eigentliche Schwämme (fungi). Hierher gehört der gemeine Blätterschwamm, dessen untere Seite blätterig ist. Ferner der Löcherschwamm, dessen Unterfläche durchlöchert; der Stachelschwamm, mit stachliger Unterfläche; der Netzschwamm, mit netzförmiger Oberfläche; der Becherschwamm, dessen Gestalt becherförmig; der Faltenschwamm, der Keulenschwamm etc. Einige Schwämme sind eßbar, andere giftig, z. B. der Fliegenschwamm; schwer zu verdauen, und daher nur einem guten Magen zu empfehlen, sind sie alle. Zu den genießbaren Schwämmen gehören der Herrenpilz oder Kaiserling, der Champignon (s. d.), der Brätling, der Mousseron, der Nagelschwamm etc. Ein großes Uebel sind die Schwämme in den Gebäuden, die durch Feuchtigkeit im Fußboden, im Mauerwerk und Holz entstehen. Die bekannten Bade- oder Waschschwämme werden in der Regel zu den Pflanzenthieren gezählt und wachsen auf dem Meeresgrund.

L. M.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 151-152.
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