Seidenwürmer

[198] Seidenwürmer, die Nebenbuhler der Bienen an treuem Fleiß und stillemsigem Wirken, welche, dem innern, geheimnißvollen Triebe folgend, sich mit liebender Hast selbst dem Tode näher spinnen, das köstliche Geweb' aus ihrem Innersten entwickeln, und nicht eher ruhen, bis daß sie sich in ihren Sarg gesponnen. – Die so benannten glatten Raupen des Nachtschmetterlings Phalaena mori, deren eigentliches Vaterland China oder Persien zu sein scheint, spinnen sich nämlich zu ihrer Verpuppung in ein seidenartiges Gespinnst (s. Cocon) ein, indem sie aus einer durch zwei Oeffnungen hervorquellenden, harzigen Feuchtigkeit zwei seine Fäden, und diese mit Hilfe der Vorderfüße zu Einem Faden zusammendrehen. Zur Verfertigung eines solchen, aus einem einzigen, 900–1000 F. langen Faden bestehenden Cocons, in welchem sie eigentlich ihre letzte Entwickelung abwarten wollen, brauchen sie 8 Tage, und um das darin enthaltene Thier vorher zu tödten, werden diese Cocons geröstet oder in heißes Wasser geworfen, sodann in einzelne Faden abgehaspelt und diese nun endlich in die Weberei zum Einschlage, d. i. zum Querschüsse, geschickt. – Die Eier (grains), woraus die S. entstehen, sind kleine runde Körnchen von gelblicher oder blaßbläulicher Farbe, oben mit einem grauen Pünktchen bezeichnet. Gleich nach ihrer Geburt fangen die kleinen, schwarzen Räupchen an zu fressen: ihre natürliche Nahrung sind die Blätter des Maulbeerbaumes,[198] besonders des weißen; bei anderem Futter erkranken und verkümmern sie, wie sie denn überhaupt bei ihrer Zartheit in den kälteren Ländern einer außerordentlich sorgfältigen, künstlichen Pflege bedürfen.

4.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 198-199.
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