Smyrna

[271] Smyrna. In einer großen, schönen Ebene, inmitten von herrlichen Olivenhainen, die das prächtigste Oel liefern, breitet sich diese größte und wichtigste Handelsstadt des Paschaliks Natolien in Kleinasien (s. d.) gegen Osten und Süden wie ein mährchenhafter Bazar orientalischer Wunder aus. Im sichern Hafen, wo der Melesstrom dem Smyrnaschen Meerbusen zufließt, wehen die Flaggen aller seefahrenden Völker, um die Erzeugnisse des Orientes, als Feigen, Rosinen, Datteln etc. nebst den durch Karawanen hergeführten Producten des innersten Asiens, nach den fernen Hauptmärkten des europ. Luxus zu bringen. Auf den weitläufigen Bazars, in den engen, von 130,000 Menschen belebten Straßen, erblickt man hier in buntem Gedränge den stolzen Türken im goldverbrämten Obergewande, den Armenier im langen, zartgefärbten Unterkleide, den Griechen in seinem klassischen Nationalkostüme und den Juden in seiner langen, hellblauen Robe. Der wohlhabenene Franke wohnt in seinem eignen bessern Quartiere, unweit der lustigen Quais in der Nähe der schönsten Bäder. Einen merkwürdigen Contrast bilden hier die reizenden Griechinnen, in deren üppiger Gestalt, regelmäßigen Zügen, antiken Haarflechten und drastischen Faltenwürfen sich alle Schönheiten der Natur und der nachlässigen Kunst vereinigen, gegen die plumpen, tragen Türkinnen. In den Colonnaden des Türkenviertels findet man alle Schätze und Kleinodien des Morgenlandes aufgehäuft.

P.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 271.
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