Vanille

[296] Vanille, eine windenartige Pflanze, in Ost- und Westindien zu finden, wo sie sich wie Epheu um die Bäume schlingt, mit den Fasern ihres kletternden Stengels in dieselben einwurzelt und sie aussaugt. Die Pflanze hat wie der Weinstock Knoten, aus welchen hellgrüne, den Lorbeerblättern ähnliche Blätter hervor, kommen. Sie steigt 18–20 F. in die Höhe. Die Blätter sind eirund, die Blüthen gelblich, und nach denselben bringt sie Schoten von 6–7 Zoll Länge, worin sehr kleine, glänzend schwarze Samenkörner von überaus angenehmem und balsamischem Geruch liegen. Außerdem befindet sich in den Schoten noch ein weiches, öliges, gewürzhaftes Mark, das aus den überreifen Schoten tröpfelt und von den Einwohnern als ein köstlicher Balsam aufgefangen wird. Diese Schoten werden von Ende Sept. bis Dec. eingesammelt, einige Wochen im Schatten getrocknet, hierauf zur Abhaltung der Insekten mit Ricinus- oder Carnoöl bestrichen, in Rohrblätter gewickelt und zuletzt in dünngeschlagenes Zinn eingepackt. Man kennt drei Sorten. Die beste, gewöhnlich in den Handel kommende, wächst auf den hohen Gebirgen in Mexico und die Kultur derselben wird von den Eingeborenen als Geheimnißbewahrt. Die zweite ist kleiner und schwächer von Geruch, und die dritte, zwar stark riechend, aber nicht so angenehm als die andere. Die V., als feinstes Gewürz, ist hinlänglich bekannt, und verfehlt, wo sie hingehört, ihre Wirkung nicht. Doch sie zur Veredlung des Thees zu gebrauchen, ist ein großer Mißgriff. Die Aerzte warnen vor dem häufigen Genuß als nervenreizend. Blumensprache: Schüchternheit.

L.M.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 296.
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