Wallfisch

[375] Wallfisch, der gemeine oder grönländische, ohne Finnen auf dem Rücken, oben schwarz und unten weiß, erreichte früher eine Länge von 120–130 F., wird jetzt, der unaufhörlichen Nachstellungen wegen, selten über 70 F. lang gesehen, ist aber immer noch das größte aller bekannten Thiere. In der äußeren Gestalt gleicht er den Fischen, in Ansehung des innern Körperbaues aber, wie die übrigen säugenden Seethiere, den Landthieren, besitzt eigentliches Fleisch und wahre Knochen, und wiegt in der angegebenen Länge gegen 2000 Ctr. Der Kopf des Ungeheuers nimmt[375] wohl den dritten Theil des ganzen Körpers ein, dagegen sind seine Augen nur wenig größer als die eines Ochsen; das gleiche Verhältniß findet auch zwischen Rachen und Kehle statt, denn während ersterer 7 F. breit, 12 F. hoch und 17 F. lang ist, kann durch die Kehle höchstens eine starke Faust dringen. Kleine Fische, Würmer und Krebse bilden seine Nahrung. Im Ganzen stumpfsinnig, liebt doch die Mutter ihr Junges zärtlich und setzt sich zu seiner Rettung den größten Gefahren aus. Im Schwanze haben die W. eine solche Stärke, daß sie nicht selten mit einem Schlage ein großes Boot zerschmettern. Sie leben in allen Meeren, am meisten um den Süd- und Nordpol; sonst fand man in Grönland ganze Scharen, seit mehreren Jahren gehen indeß die sogenannten Grönlandsfahrer bis zur Davisstraße und Bassingsbai, unter deren ewige Eisfelder sich die geängstigten Thiere zurückgezogen haben. Am gewinnreichsten ist wohl jetzt der Fang in der Südsee, westlich von Chile. Der Fang selbst gehört zu den gefährlichsten. Sobald das dazu ausgerüstete Schiff einen W. bemerkt, werden Schaluppen bemannt, die sich ihm ohne Geräusch nähern. Die stärksten Matrosen verwunden ihn nun durch Harpunen (dreischneidige Wurfspieße), welche an langen, starken Seilen befestigt sind. Sobald der W. sich getroffen fühlt, schießt er pfeilschnell in die Tiefe, kommt jedoch bald, von dem Blutverlust erschöpft, zum Athmen wieder an die Oberfläche, wo er dann von Neuem mit Harpunen, Lanzen etc. empfangen wird. Jetzt müssen die Boote sich von ihm entfernen, denn wüthend vor Schmerz, schlägt er furchtbar um sich und zertrümmert Alles, was er erreicht. Endlich läßt seine Kraft nach, das Meer ringsum in Purpur kleidend, stirbt er und wird zum Hauptschiff gezogen. Dieses nimmt nur die Barten, d. h. die hornartigen Platten im Oberkiefer, die den Fischbein geben, und den Speck, alles Uebrige den Eisbären, Raubfischen und Vögeln überlassend. Ein großer W. gibt 10 Ctr. Barten und 50–70 Tonnen Speck. Buffon schätzt das mögliche Alter des W. auf 1000, Scoresby auf 200 Jahre.[376] – Zum Geschlecht der W. gehören der Finnfisch, Jupiter, Pottfisch (s. d.), Narwal, Delphin (s. d.) etc.

4.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 375-377.
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