Zwerge

[501] Zwerge. Die beiden Gegensätze, Riesen und Zwerge, sind sagenhaft über die ganze Erde verbreitet, kommen aber nur in einzelnen Ländern mehr oder minder ausgebildet zur poetischen Erscheinung. Die griechische Fabel weiß von den Pygmäen zu erzählen, der nordische Mythus kennt Zwerge von der Natur der Elfen, die innig mit jener der Elementargeister späterer Pneumatologien verwandt sind. Als Volk treten sie in der Sage und dem Heldenbuch unter einem König, Namens Alberich, unterirdisch wohnend, auf; einerseits mit den Elementargeistern, den Gnomen, identsch, andererseits als Haus- und Hilfsgeister, gutmüthiger und neckischer Art gedacht. In den Bergmannssagen leben sie unvergänglich fort.[501] Sie sinds, die heimlich die Arbeit fördern, in den Stollen und Schachten poltern, reiche Gänge anzeigen, böse Grubenfahrer schrekken; sie sinds, die an Orten erscheinen, wo Schätze liegen, und die Glückskinder zum Reichthum der Tiefe führen. Die Zwerge sind in den nordischen Sagen treffliche Waffenschmiede und Goldarbeiter, ihre äußere Bildung ist in der Regel abschreckend, vielfach ungestaltet, ihre Tracht grau, braun, roth, schwarz, auch grün, mit kleinen Hütchen. In jedem Lande fast anders benannt, ähneln sich doch die Sagen von den Zwergen außerordentlich, ohne daß es aber möglich ist, dieselben streng von den ihnen verwandten anderer dämonischen Wesen zu sondern.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 501-502.
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