Moralphilosophie

[692] Moralphilosophie (»philosophia moralis«, »philosophia de moribus«;[692] GASSENDI, Phil. Epic. synt. III, p. 427) s. Ethik. Als »moral science« bei HUME: »Moral philosophy, or the seience of human nature«, Geisteswissenschaft (Treat., Einl. S. 6; Inquir. sct. 1, p. 3). Nach FERGUSON: »die Kenntnis dessen, was sein soll« (Grund(s. d.) Moralphilos. S. 8). Nach MENDELSSOHN ist die Moralphilosophie »die Wissenschaft der Beschaffenheiten eines freiwilligen Wesens, insoweit es einen freien Willen hat« (Üb. d. Evid. S. 125). Nach KANT kann die Moralphilosophie, soweit sie die ersten Grundsätze zur Beurteilung bietet, nur durch den reinen Verstand erkannt werden, sie gehört zur reinen Philosophie (De mundi sensib. sct. II, § 9). CARNERI definiert die Ethik als, »Zusammenfassung der letzten Resultate der gesamten philosophischen Wissenschaften in ihrer Anwendung aufs praktische Leben, auf die Gesittung überhaupt«. »Während die Moralphilosophie bestimmte Sittengesetze aufstellt und zu halten befielt, damit der Mensch sei, was er sein soll, entwickelt die Ethik den Menschen, wie er ist, darauf sich beschränkend, ihm zu zeigen, was noch aus ihm werden kann« (l.c. S. 1). Nach GIZYCKI ist die Aufgabe der Moralphilosophie, »dem Menschen ein klares Bewußtsein über sein sittliches Leben zu verschaffen, ihm ein tieferes, auf die letzten Gründe zurückführendes Verständnis dieser für ihn bedeutungsvollen Seite der Wirklichkeit zu gewähren. Ihre praktische Aufgabe ist, die eine persönlichste, ernsteste Frage des Menschen zu beantworten: Was soll ich tun? Wie soll ich mein Leben einrichten?« (Moralphilos. S. 1).

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 692-693.
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