Iamblichos

[291] Iamblichos, der Begründer der syrischen Schule des Neuplatonismus, aus Chalkis (Cölesyrien), Schüler des Anatolios und des Porphyrios in Rom, starb in Syrien um 330 n. Chr. Er war bei seinen Anhängern als Wundertäter verehrt und hatte den Beinamen »der Göttliche« (ho theios).

I., der die Lehren der Neupythagoreer und besonders die des Plotin weiterbildet, ist ein philosophisch-theosophischer Ausdeuter des Polytheismus und legt großes Gewicht auf Symbolik, Zahlenmystik und Theurgie. Seine Lehre ist, wie die Plotins, ein Emanationssystem. Über das »Eine« Plotins hinaus liegt noch das unaussprechliche Prinzip (hê pantê arrhêtos archê). Aus diesem ersten überseienden Einen geht das zweite »Eine« hervor, aus diesem die intelligible Welt der Ideen (kosmos noêtos), aus dieser die intellektuelle Welt der geistigen Wesen (kosmos noeros). Zur intelligiblen Welt gehören Vater (patêr), Kraft (dynamis) und Geigt (nous), zur intellektuellen: Geist, Kraft und[291] Demiurg. Es emanieren dann das Seelische, zuerst die überweltliche Seele, dann zwei innerweltliche Seelen und die Natur. Die menschliche Seele hat einen Ätherleib und ist nebst diesem unsterblich. Eine Menge Seelen von Göttern, Dämonen usw. wirken in der Welt, welche reich an Wunder ist. Zahlen sind Symbole verborgener Wahrheiten und Verhältnisse.

Schüler I.s sind Theodoros von Asine, Sopatros aus Apameia, Dexippos, Aidesios, Chrysanthios, Eunapios, Kaiser Julian u. a.

SCHRIFTEN: Kommentare zu Platon und Aristoteles (nicht erhalten). –Chaldaikê teleiotatê theologia (bei Damaskios zum Teil angeführt). – De mysteriis Aegyptiorum (wohl nicht von I. selbst, sondern aus seiner Schule), 1483, 1678, 1857. – Peri tou Pythagorikou biou (De vita Pythagorica, 1815, 1851). – Logos protreptikos eis philosophian (Adhortatio ad philosophiam, 1813, 1888). – Peri tês koinês mathêmatikês epistêmês,, 1781 (bei Villoison, Anecdota Graeca II). – Peri tês Nikomachou arithmêtikês (In Nicomachi arithmet. introd.), 1894;. – Theologoumena tês arithmêtikês (Theologumena arithmeticae), 1817. Diese Schriften bildeten Teile einer synagôgê tôn Pythagoreiôn dogmatôn – Vgl. EUNAPIOS, Vitae sophistarum (1849).

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 291-292.
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