Iamblĭchos

[722] Iamblĭchos, 1) griech. Schriftsteller des 2. Jahrh. n. Chr., aus Syrien, verfaßte einen »Babylonische Geschichten« betitelten Roman von der Liebesgeschichte des Rhodanes und der Sinonis, voller seltsamer Abenteuer, in denen Magie eine bedeutende Rolle spielte. Erhalten ist nur von einem Teil ein Auszug des Photios (in Herchers »Scriptores erotici graeci«, Bd. 1, Leipz. 1858).

2) Neuplatonischer Philosoph, gest. um 333, aus Chalkis in Cölesyrien, wurde von seinen Lehrern Anatolios und Porphyrios in die Philosophie eingeführt, die sich bei ihm theoretisch zur Dämonologie, praktisch zur Theurgie gestaltete. Jene enthielt die Lehre von dem Wesen und den Klassen der Geister sowie von der Art und Weise ihres Erscheinens und Wirkens, indem der Aberglaube spekulativ begründet werden sollte, diese die Mittel, sich durch geheimnisvolle Handlungen und Symbole ihres Einflusses zu bemächtigen. Um dieser magischen Kunst willen wurde J. für einen Wundertäter gehalten und von seinen Schülern als »göttlicher und wundervoller Lehrer« verehrt. Sein Hauptwerk in 10 Büchern, von denen 5 erhalten sind (das erste, über das Leben des Pythagoras, hrsg. von Nauck, Leipz. 1884; das zweite, »Ermahnungsrede zur Philosophie«, hrsg. von Kießling, das. 1813, und von Pistelli, »Iamblichi Protrecticus«, das. 1888; das dritte, über das gemeine mathematische Wissen, hrsg. von Villoison, Kopenh. 1790; das vierte, über des Nikomachos arithmetische Einleitung, hrsg. von Tennullius, Arnh. 1668; das siebente, die Theologumena der Arithmetik, hrsg. von Ast, Leipz. 1817), behandelt die Pythagoreische Lehre, mit der er die neuplatonische zu verschmelzen suchte. Zugeschrieben wird ihm eine dem ägyptischen Priester Abammon in den Mund gelegte Antwort auf ein Schreiben des Porphyrios an dessen Schüler Anebon: »De mysteriis Aegyptiorum« (hrsg. von Parthey, Berl. 1857), worin die Übervernünftigkeit aller Götter überhaupt gelehrt und eine »drastische Homose« gepriesen wird, d. h. eine innige Vereinigung des menschlichen mit dem göttlichen Wesen, die nicht auf dem Wege der Vernunft, sondern nur mittels mystischer Wörter und Symbole zu erlangen sei.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 722.
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