Thales von Milet

[745] Thales von Milet, geb. 624 v. Chr., gest. um 548 v. Chr. Er war ein[745] für seine Zeit hervorragender Mathematiker (- er wird als Begründer der Geometrie in Griechenland genannt –) und Astronom (so soll er die Sonnenfinsternis von 585 v. Chr. vorausgesagt haben), auch ein tüchtiger Politiker. Er gilt als einer der »sieben Weisen«, als welchem ihm verschiedene Aussprüche zugeschrieben werden (Erkenne dich selbst; Unmäßigkeit ist schlecht, u.a.).

Th. ist der Begründer der jonischen Naturphilosophie (toiautês archêgos philosophias sagt Aristoteles) und damit auch der griechischen Philosophie überhaupt. Als das Prinzip der Dinge, als dasjenige, woraus alles geworden ist und wozu es wird, bestimmt er das Wasser (archên tou pantos einai kai telos to hydôr. – archên de tôn pantôn hydôr hypestêsato, Diog. Laërt. I, 27). Aus Wasser und zu Wasser wird alles (ex hydatos gar phêsi panta einai kai eis hydôr panta analyesthai Stob. Eclog. I, 290). Nach Aristoteles stellt er das »Wasser« vielleicht deshalb als Urstoff auf, weil die Nahrung von allem und auch der Same feucht ist. Die Erde schwimmt auf dem Wasser. T. huldigt ferner dem Hylozoismus (bzw. »Hylopsychismus«), der Anschauung, daß der Stoff durch sich selbst zugleich beseelt ist, indem er erklärt haben soll, der Magnet ziehe das Eisen an und sei deshalb beseelt (kinêtikon ti tên psychên hypolambanein, eiper ton lithon psychên echein, hoti ton sideron kinei Aristot., De anim. I, 2) und alles sei »voll von Göttern« panta plêrê theôn einai In allem ist also Leben und Seele (hypestêsato kai ton kosmon empsychon kai daimonôn plêrê Diog. Laërt. I, 27; psychên memichthai Aristot., De anim. I, 2).

Ähnlich wie Thales lehrt später Hippon.

Schriften: Unbekannt. – Vgl. DIELS, Poët philos.; Fragmente der Vorsokratiker, I, f. – DECKER. De Thalete Milesio, 1865. – DÖRING, Arch. f. Gesch. d. Philos., Bd., 109, 1902.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 745-746.
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