Fußnoten

1 Selbstverständlich kann dieser Gegensatz durch eine Formel des Katechismus scheinbar ausgeglichen werden; tatsächlich ist er immer vorhanden, weil er in dem zwiespältigen Wesen des Gottesbegriffs liegt.


2 Für Ezechiel dagegen, den Priester im Prophetenmantel, ist das Priestertum wesentlich; er ist gar kein Prophet, obwohl er sich als solcher geriert, sondern ein schriftstellernder Priester, der das theologische System des Judentums begründet hat. Insofern ist es doch sehr bezeichnend, daß Ezechiel die Priesterbenennung titular führt, während Jeremia sich im Eingang der Schrift als »einer von den Priestern in 'Anatôt im Lande von Benjamin« bezeichnet; bei jenem gehört das Priestertum zum Wesen der Person, bei diesem ist es lediglich eine äußerliche Bezeichnung seiner zufälligen Stellung, die nicht mehr Bedeutung hat, als wenn Amos ein Hirt und Maulbeerzüchter war.


3 Sehr hübsch tritt das z.B. bei Wolfram von Eschenbach, einem der selbständigsten Denker des Mittelalters, darin hervor, daß der Knabe Parzival, sobald er zum erstenmal einen Ritter gesehen und erfahren hat, daß es nicht Gott ist, die Frage stellt: wer gibt Ritter schaft? Die Institution der Ritterschaft ist für den Dichter etwas Selbstverständliches, nicht ein Problem.


4 Diese »geschichtslosen« Völker sind selbstverständlich nicht zu verwechseln mit denjenigen Völkern, welche eine geschichtliche Überlieferung nur in geringem Umfang bewahrt und eine historische Literatur kaum oder gar nicht geschaffen haben, bei denen also der historische Sinn nicht entwickelt ist, die aber darum doch eminent historische Völker sein können, wie z.B. die Arier Indiens und Irans (§ 131).


5 Daraus erwächst dann sogar ein sehr lebhaftes Interesse an gleichartigen oder dem Ursprung nach verwandten Erzählungen (z.B. der Araber), welche zur Aufhellung ihrer Erstehung und ihres ursprünglichen Sinnes dienen können.


6 Aber natürlich nicht der Kausalität, wie mir infolge der weitverbreiteten Verwechslung der beiden Begriffe gelegentlich entgegengehalten worden ist.


7 Daß man über die Ergebnisse seiner kritischen Behandlung oft streiten kann und sie manchmal zweifellos unrichtig sind, kommt dabei natürlich nicht in Betracht; denn der Prozeß der wissenschaftlichen Diskussion ist immer unendlich.


Quelle:
Eduard Meyer: Geschichte des Altertums. Darmstadt 71965, Bd. 1/1.
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