Byzantinischer Baustil

[97] Byzantinischer Baustil in Deutschland. Wie der romanische Baustil aus dem Basilikenbau, so geht der Byzantinische aus dem Centralbau (siehe diesen Art.) hervor. Seine besondere Ausbildung fand der Byzantinische Stil im Morgenlande, doch finden sich unter den Kirchen, welche zur Zeit der Gotenherrschaft am Schlusse des 5. Jahrh. durch römische und griechische Baumeister ausgeführt wurden, auch einzelne Centralbauten, und gerade diese waren es, die Karl d. Gr. für seinen bedeutendsten Kirchenbau, den des Münsters zu Aachen, zum Vorbild wählte. Er ist aber nicht weiter wiederholt worden. Das Vorbild des Aachener Münsters ist San Vitale zu Ravenna. Die Umfassungsmauern bilden ein Achteck (mit östlich vorgelegter [97] Apsis), aus dessen Mitte sich eine gleichfalls achteckige Kuppel erhebt; der niedrigere Umgang besteht aus zwei Stockwerken: das untere Stockwerk öffnet sich zwischen den acht die Kuppel tragenden, durch Bogenwölbungen verbundenen Hauptpfeilern (zwischen denen, mit Ausschluss der Ostseite, je 2, im ganzen also 14 Säulen aufgestellt sind) innerlich in den Centralbau; das obere Stockwerk bildet eine von jenen Säulen und Kreuzwölbungen getragene, umlaufende, vor der Apsis unterbrochene Empore. Ähnlich besteht das Aachener Münster aus einem innern achteckigen, mit einer hohen Kuppel überwölbten Raume, umgeben von einem sechzehneckigen Umgange geringerer Höhe, aber in zwei Stockwerken, mit einem Eingange durch einen Turmbau auf der westlichen und einer Doppelkapelle als Altarnische auf der östlichen Seite. Acht starke, zusammengesetzte Pfeiler, ohne Kapitale, mit einem einfachen Kämpfergesimse stützen im innern den Mittelbau. Über den Bogen, welche diese Pfeiler verbinden, erheben sich die bedeutend höhern Arkaden des zweiten Stockwerks, von denen früher jede durch eine doppelte Säulenstellung von zwei Säulen in drei Abteilungen geteilt war. Die untere dieser Säulenstellung trug innerhalb jeder Arkade ein Mauerstück, mit einem Bogen in seiner Mitte, auf welchem dann die beiden obern Säulen aufstanden und mit einem einfachen, ziemlich unschönen, architrav-ähnlichen Mauerstück an den Bogen der Arkade anstiessen. Über diesen Arkaden sah man die acht rundbogigen Fenster der Kuppel und endlich die Wölbung selbst, in welcher in Mosaik auf Goldgrund Christus unter den 24 Ältesten dargestellt war. Otte, Handb. d. kirchl. Kunstarch., Abschn. 60. Schnaase, Kunstgeschichte III, 486 ff.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 97-98.
Lizenz:
Faksimiles:
97 | 98
Kategorien: