Mörtel

[665] Mörtel, lat. mortarium, mortietum; frz. mortier; engl. mortar. Bekannt ist die ungeheure Widerstandsfähigkeit der alten Ritterburgen, deren Steine durch ein weit besseres Bindemittel zusammengefügt sein müssen, als das bei neueren Bauten der Fall ist. Der Hass des Volkes weiss immer noch die Schaudermären zu erzählen von Bauernblut, dann auch von Wein, Fett und Stecknadeln, die zur Bereitung des Mörtels verwendet worden sein sollen und es lässt sich leicht denken, dass manche Thräne geflossen, bis das nötige Material auf den Platz geschafft und zum gefürchteten Bau zusammengefügt war. In einzelnen Fällen mag auch aus Hochmut ein Fass Wein zu diesem Zwecke geleert und das Blut eines Widerspenstigen in die Mörtelpfanne gefasst worden sein; in der Regel aber versah das Wasser den Dienst, wie heute noch.

In altchristlicher Zeit verwendete man in Italien ausser dem Kalksandmörtel auch Puzzolanerde, im Mittelalter jedoch fast ausschliesslich den ersteren, im Inneren der Häuser auch den Lehm, aus welchem Stoffe (nebst dem Holz) die Hütten der Armen fast durchweg bestanden. Sehr haltbar sind fast sämtliche Bauten aus dem 11., 13.–15. Jahrhundert. Am Rhein scheint auch der Trass zur Mörtelbereitung verwendet worden zu sein.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 665.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: