Antigone [1]

[285] ANTIGŎNE, es, ( Tab. XXXI.) Laomedons, Königes zu Troja, Tochter, hatte ein schönes langes Haar; daher sie sich der Juno gleich schätzete. Dieser misfiel solches, und sie verwandelte ihr Haar deswegen in Schlangen, die sie stachen, worauf sie denn durch Mitleiden der Götter in einen Storch verwandelt wurde, der deswegen noch den Schlangen feind seyn soll. Serv. ad Virg. Georg. II. 320. Ed. Burman. Nach andern zog sie sich in der Schönheit selbst der Juno vor, und wurde deswegen von ihr gleich in einen Storch verwandelt, welcher bis jetzo noch mit seinem Klappern sein Frohlocken über seine treffliche Gestalt zu erkennen geben soll. Ovid. Metam. VI. v. 93. Doch wollen auch einige, daß sie darum in solchen Vogel verwandelt worden, weil sie ihre Liebeshändel mit dem Jupiter gehabt habe. Lact. Placid. Narr. lib. VI. Fab. 4. Inzwischen deuten andere ihre Verwandelung nur dahin, daß, als Herkules ihren Vater überzogen, und selbst auch Troja erobert, ein jedes von dessen Prinzen und Prinzessinnen sich zu retten gesuchet, so gut es gekonnt, da sie denn ihres Theiles sich in dem Schilfe an dem Scamander verstecket. Weil nun solches ein gemeiner Aufenthalt der Störche gewesen, so habe man sie hernach für dergleichen mit ausgegeben, und zwar zu ihrem Spotte, weil sie sich sonst allen ihres gleichen wegen ihrer Schönheit vorgezogen. Leontius apud Boccacc. lib. VI. cap. 7.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 285.
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