Gregorius, S. (1)

[480] 1S. Gregorius, Ep. (1. Jan.) Dieser hl. Bischof Gregorius von Nazianz »der Aeltere«, der Vater des hl. Kirchenlehrers Gregorius von Nazianz (s. S. Gregorius19), wurde um das J. 287 (oder auch früher) in Kappadocien geboren. In seiner Jugend war er der Secte der Hypsistarier zugethan, welche Ein höchstes Wesen (υψιστον) verehrte, dabei aber halb heidnisch den Feuerkultus pflegte, während sie die Bilderanbetung verwarf und halb jüdisch den Sabbath und die Unterscheidung der Speisen beobachtete, jedoch die Beschneidung nicht zuließ. Eine reine, in natürlicher Ehrenhaftigkeit zugebrachte Jugend war ihm die Vorschule des Glaubens. Er verehelichte sich mit einer christlichen Frau, Namens Nonna, die ihm drei Kinder gebar, nämlich den oben genannten hl. Kirchenlehrer Gregorius, den hl. Cäsarius (s. S. Caesarius1) und die hl. Gorgonia (s. S. Gorgonia2). Uebrigens war sie ihm nicht blos Gattin, sondern wurde auch seine Lebensführerin. Selbst mit ganzer Seele dem Heilande zugethan, suchte sie ihren Mann durch unablässige Gebete, die sie Tag und Nacht fortsetzte, durch Fasten und Bußwerke, aber auch durch Belehrung und Aufmunterung dem katholischen Glauben zu gewinnen. Und Gott segnete ihre Bemühungen. Als im J. 325 mehrere Bischöfe auf der Reise zum Concil von Nicäa in Nazianz verweilten, entdeckte ihnen Gregorius seinen Wunsch, gläubig zu werden, und erhielt von ihnen die heil. Taufe, wobei ihn im Angesicht Aller ein himmlisches Licht umstrahlte, eine sichtbare Ausströmung des Gnadenlichtes, von dem seine Seele erleuchtet wurde. Nachdem er früher eine Stelle im Magistrat der Stadt Nazianz zur Zufriedenheit Aller bekleidet hatte, wurde er nun bald nach empfangener Taufe zum Priester und nach vier Jahren zum Bischof der Gemeinde Nazianz geweiht. Als Bischof widmete Gregorius alle Kraft seines Lebens der ihm anvertrauten Heerde, die er durch seelenvolle Predigten, durch sein Beispiel und Gebet zur Höhe jeglicher Tugend emporzuführen bemüht war. Fortgesetzte Lesung und ununterbrochenes Studium der heil. Schrift, verbunden mit dem Bestreben, das, was er las, zunächst an sich selbst zur Ausübung zu bringen, machten ihn zum »Vater und Lehrmeister des orthodoxen Glaubens«. Aus zu großer Einfalt des Herzens und weil er, selbst allem Truge fremd, an die List Anderer nicht glauben konnte, unterschrieb er im Jahr 360 die arianisirende Formel von Rimini. Aber sein Herz blieb rein. »Die Dinte schwärzte,« wie sein Sohn sich ausdrückt, »das Papier, nicht aber seine ungeheuchelte und unbedingte Hingebung an den katholischen Glauben.« Stets war er eifrigst bemüht, die zerrissene Einheit in der Kirche Gottes wieder herzustellen, und Viele folgten seinen Ermahnungen. Wie aber der Glaube sich in den Werken zeigen müsse, lehrte er mehr mit Thaten als mit Worten. Seine Liebe zu den Armen war so groß, daß er ihnen nicht blos vom Ueberflusse, sondern sogar vom Nothwendigen mittheilte. Allen stand der Zutritt zu seinem Hause und zu seinem Herzen offen. Er übte die Demuld, indem er ebenso von Prachtliebe, wie vom Schmutz sich fernhielt, – die Enthaltsamkeit, ohne daß Jemand von seinen Abtödtungen Kenntniß bekam, – die Friedensliebe, indem er keinen Augenblick zwischen dem Empfange einer Beleidigung und deren Verzeihung duldete. Er starb, beinahe 100 Jahre alt, fortwährend betend, und hinterließ seinen Untergebenen den doppelten Trost seiner Fubine und seines Beispiels. Sein Fest steht in den griechischen Menäen am 1. Jan. Hauptquelle seines Lebens ist die wahrhaft klassische Nede, die sein Sohn, der hl. Gregorius von Nazianz, im Beiseyn des großen Basilius zu seiner Ehre gehalten hat. Nach Migne und Andern wäre er im J. 374 gestorben und somit nur 87 Jahre alt geworden (I. 21.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 480.
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