Gregorius X, S. (7)

[483] 7S. Gregorius X., Papa. (16. Febr.) Dieser heil. Papst hieß vor seiner Erwählung Theobald Visconti und war zu Piacenza am Anfang des 13. Jahrhunderts geboren. Ein großer Kenner des kanonischen Nechtes, dessen Studium er in Paris und Lüttich gepflegt hatte, wurde er Archidiakon in letzterer Stadt, kam aber bald mit seinem Bischofe Heinrich von Geldern in Conflict. Papst Clemens IV. trug ihm auf, das Kreuz zu predigen – eine schwere Aufgabe, da die Begeisterung für die Befreiung des heil. Grabes bereits dem Erlöschen nahe war und trotz aller Bemühungen nicht mehr wach gerufen werden konnte. Zum größten Unglück starb [483] der hl. König Ludwig IX. von Frankreich im J. 1270. Theobald ging selbst ins heil. Land, um am Grabe des Heilandes zu beten und sich zu trösten. Eben wartete er in Ptolemais auf eine Gelegenheit, nach Jerusalem zu pilgern, als ihm seine Wahl zum Oberhaupte der Kirche kund gethan wurde. Nachdem er noch den Christen in Ptolemais in einer Rede den kräftigsten Beistand versprochen hatte, ging er nach Rom, um der schon drei Jahre dauernden Verwaisung der Kirche ein Ende zu machen. Am 27. März 1272 nahm er feierlich Besitz vom apostolischen Stuhle. Eine seiner ersten Amtshandlungen, zugleich ein Beweis seiner eigenen Gottesfurcht, war die Berufung des Concils von Lyon zur Beschleunigung eines neuen Kreuzzuges und zur Vereinigung der schismatischen Griechen mit der römischen Kirche, sowie die Erhebung des hl. Bonaventura1 zum Cardinal. (Vgl. Jul. III. 819.) Als dieser schon im nächsten Jahre auf dem Concil zu Lyon starb, ehrte der hl. Gregor auch sein feierliches Leichenbegängniß durch seine Anwesenheit. Außerdem war er bemüht, die bedauerliche Spaltung der Guelphen und Ghibellinen aufzuheben. Nach W. W. (K.-L. IV. 717) machte er auch der traurigen kaiserlosen Zeit in Deutschland ein Ende, indem er die Churfürsten mit aller Kraft zur Wahl eines neuen Kaisers aufforderte, die dann auf den Grafen Rudolph von Habsburg fiel. Von tiefer Frömmigkeit durchglüht, fand er mitten in dem größten Geschäftsdrange immerhin noch Zeit, sein Herz himmlischen Gedanken hinzugeben. Endlich starb er in einem Alter von 66 Jahren zu Arezzo am 10. Jan. 1276. Hier und in Piacenza wird er seit langer Zeit als Heiliger verehrt. Sein Name ist von Papst Benedict XIV. endlich auch ins Mart. Rom. aufgenommen worden. (But. III. 95.)


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Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 483-484.
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