Margarita, S. (8)

[132] 8S. Margarita, V. M. (2. Sept.) Was von dieser hl. Margarita bekannt ist, danken wir zunächst dem berühmten Cäsarius von Heisterbach. Dieser erzählt, ein Bürger zu Löwen in Brabant, Namens Amandus, habe mit seiner eben so frommen Gattin den Entschluß gefaßt, nach beiderseitiger Einwilligung die Welt zu verlassen. Er war gesonnen, sich in das Cistercienser-Kloster Villers als Converse zu begeben. Sie hatten eine Verwandte bei sich, Namens Margareta, die mit Einfalt und Gottesfurcht ihren Bedürfnissen diente. Eines Abends kamen unbekannte Gäste ins Haus, welche von den gutmüthigen Hausleuten um Christi willen aufgenommen und bewirthet wurden. Margareta mußte fortgehen, um Wein zu holen. Unterdessen ermordeten die Fremden den Amandus und sein Weib, nahmen ihr Geld, und führten die Margareta, als sie mit dem Wein nach Hause kam, als Gefangene in ein abgelegenes Haus vor der Stadt mit sich fort. Hier tödteten sie auch die Margareta, weil sie ihnen nicht zu Willen war, und warfen ihre Leiche in die Dyle, wo sie bald darauf von einigen Fischern aufgefunden und heimlich (damit sie nicht etwa für die Mörder gehalten würden) begraben wurde. Die Unthat geschah im J. 1225. So lautet die ungeschmückte Geschichte, welche später durch die Sage mit wundervollen Zuthaten reich ausgestattet wurde. Die ersten Erzähler setzten noch hinzu »wie man sagt« (ut fertur), die spätern traten ohne solche Bemerkung das hinterlassene Erbtheil an. Der Krug, in welchem die Heilige den Wein holte, wird zu Löwen als Reliquie aufbewahrt. Der Leichnam, fügte man hinzu, sei im Flusse nicht untergesunken, sondern stromaufwärts bis in die Stadt zurückgeschwommen. Hier wurde sie sogleich als Heilige verehrt, und noch vor hundert Jahren (1764) auf den Grund unvordenklicher Verehrung in der St. Peterskirche ein eigener Altar aus Marmor unter ihrer Anrufung errichtet. Eine wirkliche Canonisation von Seite des heiligen Stuhles ist nie erfolgt. (I. 582).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 132.
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