Maximus, S. (1)

[364] 1S. Maximus, Abb. M. (2. Jan.). Die Lebensgeschichte dieses hl. Abtes Maximus ist mit vielem Sagenhaften unterwoben. Auch die genaueste Sichtung kann der Wahrheit sich nur nähern, keineswegs aber sie vollständig ermitteln. Er war beiläufig im J. 563 von vornehmen Eltern (der Vater hieß Gundebertus, die Mutter Magneldis) geboren. Ob in Cahors (Catureum) oder in dessen Umgebung (in territorio Caturcensi), ist unbekannt. Seine erste Erziehung erhielt er in der Klosterschule bei St. Stephan zu Cahors. Hier erwarb er sich unter den Augen des Bischofes Desiderius eine gründliche Weltverachtung und eine tiefe, kindliche Frömmigkeit. Als er zum Jünglinge herangewachsen war, gedachte sein Vater, ihn mit Hebrlidis, der Tochter eines ihm befreundeten, reich begüterten Mannes, Namens Baraldus zu verehelichen. Er aber erklärte seinem Vater, lieber unter wilden Thieren in der Waldeinsamkeit sein Leben schließen zu wollen, als eine irdische und deßhalb vergängliche Ehe einzugehen. Als seine Mutter diesen Entschluß billigte, erhielt sie von dem heftig erzürnten Gatten einen Streich ins Gesicht. Da floh der Sohn in Begleitung eines gleichgesinnten Freundes Namens Ambrosius anfänglich in das Haus des Bischofes, und da er sich hier nicht für sicher hielt, in eine wilde Gegend, wo er zuerst allein, dann im Vereine mit andern Einsiedlern in Abgeschiedenheit lebte und frommen Uebungen sich hingab. Durch höllische Einwirkung wurde aber dem Vater, als er eine Bärenjagd abhielt, sein Aufenthalt bekannt. Er brachte den Maximus an Händen und Füßen gebunden zurück, und entließ ihn nicht eher aus dem Gefängnisse, als bis er sich mit Hebrlidis verlobte. Mit aufgehobenem Stock wohnte der Vater dieser Handlung bei. Natürlich hielt sich Maximus durch sein zwangsweise abgelegtes Versprechen nicht gebunden, und ergriff mit der nächsten Gelegenheit [364] aufs neue die Flucht. Dießmal lenkte die Vorsehung seine Schritte nach Limoges ins Kloster zu St. Martial (ad S. Martialis Lemovico) und von da zu St. Mauritius in Vienne (Viennae), wo damals Ermembertus als Abt gelebt haben soll. Von jetzt an verwickelt sich seine Geschichte noch mehr. Schon die vorausgehende Erscheinung eines Engels der bald dieß bald jenes befiehl, ist verdächtig; noch mehr aber der Umstand, daß zu jener Zeit, wie die Boll. ausdrücklich bemerken, Bischof Paschasius der Kirche von Vienne nicht vorstand, obwohl ihn die Legende mit dem hl. Maximus in vielfache Berührung bringt. Als wahrscheinlich kann dagegen sein Eintritt ins Johanneskloster bei Limoges am Rhonefluß angenommen werden (Cella S. Joannis Lemovico super amne Rhodano), wo der Abt ihm befahl, an der Handarbeit der Brüder allzeit fleißig Theil zu nehmen (ut cum fratribus in labore manuum pergeret). Hier soll er Priester geworden und nach dem Tode des Abtes Samson an dessen Stelle berufen worden seyn. Der Klostervogt Eldebodus (Hildeboldus), der Läufer zugenannt, ließ den Heiligen, weil er ohne seine Genehmigung die Leitung des Klosters übernommen hatte, und sich zudem weigerte, auf seinen Befehl vor ihm zu erscheinen, tödten. Nach einer andern Quelle (Stolz, I. 11) wäre er eines natürlichen Todes gestorben. Zuvor ließ er alle Klosterleute zusammenrufen und Wein in einen Kelch gießen. Er segnete ihn und trank, und forderte alle anwesenden Brüder auf, zum Zeichen der wechselseitigen Liebe gleichfalls von dem gesegneten Weine zu trinken. Hernach bat er um Verzeihung, wenn er allenfalls Einen unter ihnen beleidigt haben sollte, küßte sie und sagte ihnen Lebewohl. Dann machte er das Zeichen des Kreuzes und starb in dem Herrn. Sein Fest wird am 2. Jan. begangen. Als sein Todesjahr nennen die Boll. das J. 625. (I. 91–94).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 364-365.
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