Romanus, S. (30)

[130] 30S. Romanus (23. Oct. al. 30. Mai, 17. Juni). Dieser hl. Bischof von Rouen (Rotomagus) erwählt ums J. 626, in der Reihenfolge (Gall. chr.) der zwanzigste, war ein glaubensvoller, tapferer Streiter gegen Götzendienst und heidnischen Aberglauben, weßhalb er auf Abbildungen auch als Drachentödter erscheint. In der Umgebung der Stadt, erzählt die auf einem Glasgemälde der Godhardskirche bildlich dargestellte Sage, hauste ein Drache, der Alles weit umher verwüstete und in Schrecken setzte. Der heilige Romanus entschloß sich, im Namen Jesu Christi den Kampf mit ihm aufzunehmen, und begab sich in Begleitung von zwei Missethätern, die ihr Leben verwirkt hatten, zu dessen Höhle. Dort warf er ihm sein Scapulier um den Hals und der eine Missethäter, ein Mörder, schlug das Ungethüm todt. Der andere, ein Dieb, war unterdessen entlaufen. Dem Drachentödter wurde das Leben geschenkt. Die bekannteste Lebensbeschreibung des heiligen hat i. J. 1080 der Archidiacon Fulbert von Rouen verfaßt; eine noch ältere Lebensbeschreibung haben die Boll. aufgefunden. Er war in seinem Bisthum so berühmt und verehrt, daß sein Name noch im letzten Jahrhundert ins Confiteor eingesetzt wurde. Sein Vater war Rathsherr bei dem Könige Chlotar I. und gab ihm eine standesgemäße, aber zugleich fromme Erziehung. Der Sohn folgte dem Vater in derselben Würde unter Chlotar II. Daß er i. J. 626 aus der Rathskammer den Bischofsstuhl bestieg, wobei Niemand widersprach, als er selbst, ist ebenso ein Beweis seiner Frömmigkeit und kirchlichen Gesinnung, wie des Vertrauens, das der König und seine Beamten, der Klerus und das Volk auf ihn setzten. Aus seiner bischöflichen Amtsthätigkeit ragen seine Bemühungen, die noch vorhandenen Reste des Heidenthums in den Grundsätzen wie in den Sitten zu zerstören, am meisten hervor. Er zerstörte vier Heidentempel, von welchen einer (ein Venustempel) sich in seiner bischöflichen Stadt befand. Eine furchtbare Ueberschwemung bannte er durch den Segen, den er über den Fluß sprach. Hierauf spielen jene Abbildungen an, welche ihn mit einem Kreuze in der Hand am Wasser stehend darstellen. Mit ungemeiner Sorgfalt, unter beständigen Gebeten und Abtödtungen wachte er über sein Seelenheil und das seiner Heerde. Sein seliges Hinscheiden setzt man zwischen die Jahre 638 und 644. Die Legende erzählt, daß ihm dasselbe am Himmelfahrtsfeste, während er das Hochamt hielt, geoffenbart worden sei; zugleich habe man eine himmlische Hand gesehen, welche mit dem Heiligen die Opfergaben segnete. Bis auf die Zeiten der großen Revolution wurde alljährlich eine Prozession gehalten, bei welcher ein Drache (zu Rouen garguille genannt) herumgetragen wurde. Der Hauptaltar der Kirche St. Godhard umschließt seine Reliquien seit d. J. 1802. Im 11. Jahrh. waren sie in die Kathedrale übertragen worden. Den kostbaren Schrein, in welchem sich dieselben früher befanden (la fierté de saint Romain) zerstörten und verbrannten i. J. 1562 die Calvinisten (Hugenotten). Das Domcapitel von Rouen hatte in alter Zeit das [130] von den Herzogender Normandie und mehreren französischen Königen bestätigte Privilegium, am Feste Christi Himmelfahrt einen Mörder zu begnadigen. Der Freigelassene durfte sodann (Buttler XV. 469) bei der Procession den Reliquienkasten des Heiligen tragen. Hieraus ist die Eingangs erwähnte Sage entstanden. Der hl. Bischof ist Patron gegen Wahnsinn und Befessenheit. (X. 74–103.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 130-131.
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