Sisinnius, S.S. (6)

[334] 6S. S. Sisinnius, Martyrius et Alexander, M. M. (29. Mai). Diese hhl. Martyrer gehören zu den berühmtesten Glaubenszeugen des Bisthums Trient. Sie waren aus Kappadocien nach Mailand gekommen, um als Einsiedler zu leben. Hier lernte sie der heil. Vigilius kennen, und nahm sie auf die Empfehlung des großen hl. Ambrosius mit sich nach Trient. Der hl. Sisinnius (Sisunnus) war Diacon, der hl. Martyrius (Maturus) Lector, und der hl. Alexander Ostiarius. So kamen sie als Missionäre in das Nonthal (Anaunia, Anagnia) und gründeten zu Methon (Medol, Mayle) eine christliche Gemeinde. Mit Aerger sahen die Heiden die Zahl ihrer Anhänger von Tag zu Tag sich verringern. Sonst hatten die Diener Gottes nichts gethan, was irgendwie den Einwohnern hätte zur Unzufriedenheit Anlaß geben können. Ihr Leben, das in Abtödtungen, Gebet und guten Werken ruhig dahin floß, konnte nur dem Teufel und dessen Anhängern zum Aergerniß sein. Als nun beim Feste der Ambarvalien, auch Floralienfest genannt, wo man zur Feier des angebrochenen Frühlings und der frischen Saaten lärmende und wohllüstige Umzüge durch die Fluren hielt, die Betheiligung viel geringer war als früher, und sämmtliche Neubekehrte sich ferne hielten, obschon man sie zur Betheiligung aufforderte, ließen sie ihre Wuth an den christl. Missionären aus. Sie stürzten in das hölzerne Kirchlein und schlugen sie mit solcher Grausamkeit, daß der hl. Sisinnius, ein Greis an Alter wie an Verdiensten, mit einer Art verwundet, einige Stunden später verschied. Der Ueberfall wiederholte sich am andern Tage. Die hhl. Martyrius und Alexander ergriffen die Flucht; die Heiden mißhandelten den Leichnam des hl. Sisinnius in der rohesten Weise und suchten dann die Flüchtlinge. Der heil. Martyrius, welcher sich im Garten verborgen hielt, wurde zuerst aufgefunden und vor den Altar eines Götzen geführt. Da er sich weigerte, das verlangte Opfer zu bringen, banden sie ihn mit den Füßen an einen Hebel und schleppten ihn so lange über Steine und Felsen, bis er den Geist aufgab. Auch der hl.Alexander, ein leiblicher Bruder des hl. Martyrius, wurde aufgefunden. Es wurde aus dem Gebälke des zerstörten Kirchleins in aller Eile ein Holzstoß aufgerichtet und die Leichname der hhl. Sisinnius und Martyrius auf demselben verbrannt. Als die Heiden sahen, daß auch der letzte Missionär auf dem Bekenntnisse Jesu Christi verharrte, warfen sie ihn mit dem Ausrufe: »Nun möge ihr Christus sie rächen!« gleichfalls in den brennenden Scheiterhaufen, wo er am 29. Mai sein Opfer vollendete. Die zurückgebliebenen Reste der Heiligen wurden nach Trient gebracht, wo ihnen der hl. Vigilius ein ehrenvolles Begräbniß und eine begeisterte Lobrede widmete. Bald hernach übersendete er auch dem hl. Simplicianus von Mailand einige Reliquien, welche daselbst, besonders seit der feierlichen Uebertragung durch denhl. Carl Borromäus im J. 1596, in hoher Verehrung stehen. Ebenso kamen [334] Theile derselben zum hl. Gaudentius nach Brescia und zum hl. Patriarchen Johannes Chrysostomus von Constantinopel. Die Mörder wurden ergriffen, aber von Kaiser Honorius auf Bitten der Christen begnadiget. Der Tod dieser hhl. Martyrer fällt ins J. 397. Die Diöcese Trient ehret sie mit eigenen Tagzeiten. Ueber dem Orte ihres Martyriums wurde eine Kirche erbaut. Das dazu gehörige Dorf heißt St. Zenone, eine Bezeichnung, die dem Volke geläufiger sein mochte als St. Sisinnius. Das Blut dieser hhl. Martyrer brachte übrigens die von ihnen bestellte Saat zur Reise. Das Nonsthal war von jetzt an christlich.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 334-335.
Lizenz:
Faksimiles:
334 | 335
Kategorien: