Taurinus, S. (1)

[431] 1S. Taurinus, Ep. Conf. (11. August al. 5. Sept.). In den Lebensbeschreibungen dieses hl. Bischofs und Apostels von Evreux (Ebroicae) wiederholt sich die Erscheinung, daß Einige ihn noch in das apostolische Zeitalter setzen, während die Boll. und viele Andere ihm das 4. oder 5. Jahrh. zuweisen. Seine Verehrung reicht ins tiefste Dunkel des Alterthumes hinauf, aber seine Geschichte ist verloren gegangen. Die von seinem angeblichen Schüler Deodat verfaßte Lebensbeschreibung hat auf Glaubwürdigkeit keinen Anspruch. Die Legende aber erzählt viel Wunderbares von diesem Heiligen. Schon seine Geburt umstrahlte englisches Licht. Sein Vater hieß Tarquinius, und war ein Heide, seine Mutter Euticia aber eine fromme und eifrige Christin. Beide lebten unter glücklichen Verhältnissen zu Rom. Ihr einziger Sohn wuchs unter der sorgsamen Pflege der Mutter zu einem wissenschaftlich gebildeten und frommen Jüngling heran. Sein Wunsch war, die Erkenntniß und Liebe Jesu Christi, welche in seinem Herzen lebte, auch in die Herzen Anderer zu übertragen, indem er das Verlangen in sich trug, wo möglich Martyrer zu werden. Er wurde also vom hl. Papste Clemens I. zum Priester geweiht und in die Stadt und Umgegend von Evreux zur Bekehrung der Heiden gesendet. Als er hier ansehnliche Erfolge erzielte, machten sich zwei Zauberer an ihn, und wollten ihm das Leben nehmen. Er aber hielt sie durch das heil. Kreuzzeichen auf dem Erdboden fest, so daß sie nicht nom Platze konnten und sich vor lauter Scham selbst das Leben nahmen. Das wurde dem Präfecten Licinius angezeigt, und dieser ließ den Heiligen gefangen nehmen. Als er vor dem Richterstuhle den Namen Christi furchtlos bekannte, ergrimmte der Richter und befahl ihn heftig zu schlagen. Aber den Henkersknechten erstarrten die Arme. Als das die Frau des Präfecten sah, welche Leonilla hieß, bekehrte sie sich. Außerdem erweckte der Heilige ein Mädchen vom Tode, wodurch wieder 120 Personen zum Glauben bekehrt wurden, und die hl. Taufe verlangten. Doch starb er nicht als Martyrer. Als nämlich Marinus, des Licinius Sohn, und sein Schildknecht Paschasius durch einen Sturz vom Pferde gestorben waren, machte sie der hl. Taurinus wieder lebendig. Als sie hierauf erzählten, was sie in der Hölle gesehen hätten, wurde Licinius und mit ihm noch 1200 Andere gläubig. Die Legende fährt fort, seine mühsamen Amtsreisen und die non ihm gemachten Bekehrungen zu rühmen. Dieselben erfolgten so zahlreich, daß er es wagen konnte, einen bisher der Diana geweihten Tempel in eine Muttergotteskirche umzuwandeln. [431] Dieser Erfolg erklärt sich aus den zahlreichen Wundern, die er an Blinden, Stummen und Kranken jeder Art verrichtete. Sein Tod erfolgte in der Kirche, nachdem er vorher noch geprediget und die heil. Messe gelesen hatte, unter den Lob- und Dankgesängen heil. Engel, welche auch den Gläubigen erschienen und sie über den Hintritt ihres geistlichen Vaters trösteten. Zu gleich erfüllte eine Wolke die ganze Kirche mit süßem, lieblichem Wohlgeruch. Als die Wolke verschwand, fand man den Bischof mit ausgestreckten Händen und aufgehobenen Augen in seinem Stuhle verschieden. Daß diese Legende außer der Ueberlieferung der Kirche von Evreux und einigen Erinnerungen, welche sich an das Städtchen Giray knüpfen, keine historische Grundlage hat, ist zu bedauern. Die spätere Abtei St. Taurin bewahrte seine Reliquien, von welchen jedoch ein Theil im 9. Jahrh. nach Lesoux (castrum Laudosum) (Puy de Dome) in die dortige St. Peterskirche. und ein anderer Theil nach Chartres und Gigny (coenob. Gigniacense) kam. Nur kleine Reste sind aus der Revolutionszeit noch unversehrt geblieben. Die Verehrung des Heiligen am 11. August erstreckt sich über ganz Frankreich und darüber hinaus. Am 5. Sept. beging man ehedem das Andenken an seine Uebertragung. (II. 639–656.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 431-432.
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