Theodora, S. (1)

[455] 1S. Theodora, Imperatr. (11. Febr.). Die Griechen ehren diese heil. Theodora seit ihrem seligen Hintritte im J. 867 in ihren Kirchen. Der Geschichtschreiber Baronius nennt sie einen »Schmuck und eine Zierde der heiligen Frauen, die im Feuerofen der Trübsal lange Zeit geprüft und geläutert, zum reinsten Golde wurde«. Sie stammte aus Paphlagonien; ihre Eltern waren Marinus und Theoktista, beide von hohem Adel, und dem wahren katholischen Glauben mit Ueberzeugung zugethan. Unter allen dem Kaiser Theophilus (seit dem Jahr 829) angebotenen Bräuten gefiel sie ihm am meisten. Er ehelichte sie, konnte sie aber bei seinen mehr und mehr hervortretenden üblen Eigenschaften nicht befriedigen. Sie [455] gebar ihm einen Sohn – Michael, den nachmaligen Kaiser, und fünf Töchter: Thekla, Anna, Anastasia, Pulcheria und Maria. Der Patriarch Johannes, ein Bilderfeind, bestärkte auch den Kaiser in dem ererbten Bilderhasse, so daß er nicht bloß deren Verehrer, sondern auch die Künstler, welche sie fertigten, grausam verfolgte. Als er erfuhr, daß auch die Kaiserin heimlich die Bilder verehre, ließ er sie hart an, und schalt sie eine Götzendienerin. Sie benutzte diese Gelegenheit, dem Kaiser die Ungerechtigkeiten, die er gegen die Rechtgläubigen, und jetzt auch gegen sie selbst begehe, in liebevollem Ernste vorzuhalten, und erlangte dem heil. Lazarus2 und vielleicht noch manchem andern Bekenner die Freiheit. Als ihr Gemahl im J. 841 oder Anfangs 842 starb, übernahm sie für ihren erst 3jährigen Sohn die Regentschaft. Ihre größte That in kirchlichen Dingen war die Absetzung des Patriarchen Johannes und die Wiedereinführung der Bilderverehrung, welche sie dem hl. Methodius2 (s. d.) übertrug. Die Leichname der in der Verbannung gestorbenen hhl. Nicephorus9, des vormaligen Patriarchen, und Theodorus des Studiten wurden in feierlicher Weise zurückgebracht, dieser am 24. Jan. 844 jener am 13. März 847, und in der Apostelkirche beigesetzt. Auch mit dem heil. Stuhle zu Rom setzte sie sich wieder in lebendige Gemeinschaft. Als im letztgenannten Jahre der hl. Methodius starb, gab sie ihm im heil. Ignatius8 einen frommen und glaubenseifrigen Nachfolger. Indessen stiegen für die fromme Kaiserin trübe Wolken auf, als ihr mißrathener Sohn Michael III. die Regierung ergriff und nichts als Aergernisse anrichtete. Als sie nach vergeblichen Versuchen, ihn zu bessern, zuletzt einsah, daß ihre Anwesenheit im Palaste dem Volke keinen Nutzen mehr bringen könne, verließ sie im J. 856 den Hof, lebte aber nur noch zwei Jahre in der Welt, indem sie zuletzt dem Drängen ihres Sohnes nachgab und sich mit ihren Töchtern in die stillen Mauern eines Klosters zurückzog. In demselben Jahre mußte der heil. Patriarch Ignatius in die Verbannung gehen. Die Kaiserin, deren Bruder Bardas als Vormünder Michaels III. die ganze Schuld seiner Nichtswürdigkeit trug, und im Jahre 866 ermordet wurde, empfing in eben diesem Jahre noch ein Trost- und Aufmunterungs-Schreiben von dem Papste Nikolaus I. Sie dürfe, schrieb er unter Anderm, sich über die Unternehmung ihrer Feinde nicht betrüben, denn sie erreichen nicht, was sie wollen: während sie schaden möchten, nützen sie; statt Unbilden zuzufügen erweisen sie Wohlthaten; sie rauben das zeitliche Reich und geben dafür, ohne es zu wollen, das ewige Reich; sie nehmen irdische Ehre und bewirken die himmlische Glückseligkeit; das Unrecht verwandelt sich in ihren Händen zum Werkzeug der Gerechtigkeit und die Waffen des Verderbens in Mittel des Heiles und der Gnade, da denen Alles zum Besten gereicht, die Gott lieben und keine Weisheit, keine Wissenschaft, kein Rath wider Gott aufkommen kann. Die Verheißungen, welche Christi Stellvertreter der frommen Kaiserin gegeben, gingen bald in Erfüllung. Am 11. Febr. 867 ging sie zur ewigen Freude. (II. 554–568.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 455-456.
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