Albanien

[93] Albanien, Prov. der europ. Türkei, einen Theil von dem alten Illyrien u. Epirus umfassend, gegen 800 QM. groß mit vielleicht 11/2 Mill. E., an Montenegro, Bosnien, Serbien, Macedonien, Thessalien, Griechenland u. das adriat. Meer gränzend, durchgehends Gebirgsland; mit den Flüssen Vojussa, Drino, Bogana, Arta, den Seen von Skutari, Ochrida, Janina, bringt Wein, Oel, Tabak, Baumwolle hervor, das Gebirge trägt meistens schöne Wälder. Die Albanesen (von den Türken Arnauten genannt, sie selbst nennen sich Schypetars d.h. Bergbewohner) stammen von Illyriern, eingewanderten Slaven, zum geringsten Theil von Griechen, u. reden eine eigene, noch weniger forschte Sprache. Der größte Theil bekennt sich zum Islam, ein kleiner zur griech. u. ein noch kleinerer zur röm.-kath. Kirche. Die A. haben sich über einen großen Theil des eigentl. Griechenlands verbreitet; als Morea im russ.-türk. Kriege von 1768 bis 74 aufstand, mordeten die albanes. Soldtruppen einen großen Theil der Bevölkerung u. siedelten sich selbst an; auch die Inseln Hydra, Euböa u.a. sind albanesisch colonisirt. Die A. dienen als Söldner der Pforte u. allen Paschas bis Aegypten u. Wan; sie sind räuberisch, grausam, treulos, feig im offenen Kampfe, meuterisch. Sie hassen u. verachten die Türken, sind aber noch nie im Stande gewesen, deren Herrschaft abzuschütteln, der sie sich im 14. Jahrh. unterwerfen mußten; nur Georg Castriota, Skanderbeg, hielt Albanien gegen alle Angriffe bis zu seinem Tode (1443 bis 67), wo es sich wieder unterwerfen mußte. A. ist in die Sandschaks Skutari, Ilbessan, Avlona, Delvino u. Janina getheilt; sie selbst theilen sich in die Stämme der Mirditen, Toxiden, Liapis u. Dschamiden. Die bedeutendsten Orte sind: Skutari, die Bergstadt Argyro Castro, Janina, das von den Engländern an Ali Pascha 1817 verkaufte Parga, damals mit 4000 christl. E., Delvino, Avlona, Prevesa, Durazzo, die letzten 3 Hafenplätze.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 93.
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