Diderot

[379] Diderot (frz. –dero), Denis, der 1713 zu Langres in der Champagne geb. Sohn eines Messerschmiedes, wurde ein guter Mathematiker und Physiker, [379] griff 1745 in einem »Versuche über Tugend u. Verdienst« das Christenthum verdeckt, 1746 in sog. »Pensées philosophiques« offen an. Das Buch wurde vom Henker verbrannt, und als ihn vollends der »Lettre sur les aveugles« 1749 auf kurze Zeit nach Vincennes brachte, galt er in jener Zeit als Märtyrer der Vernunft und griff das Christenthum nicht mehr bloß gelegentlich an, wie im »Dictionnaire de médecine«, sondern bethätigte seinen Fortschritt vom Deismus zum Pantheismus und Atheismus in vielen mitunter sehr schlüpfrigen Romanen u. Theaterstücken. In Deutschland, wo Lessing D.s »natürlichen Sohn« u. den »Familienvater« übersetzte, half er das bürgerliche Trauer- u. weinerliche Lustspiel aufbringen. Seine Hauptthätigkeit jedoch war der Encyclopädie gewidmet, die er mit dʼAlembert 1751 gründete u. mit sehr vielen Artikeln bereicherte, um mit beißendem Witze »aus dem Staate das Gesetz, aus der Moral die Freiheit, aus der Natur den Geist u. Gott« hinwegzuräsonniren. Er ging 1773 nach Petersburg zum Besuche der Kaiserin Katharina, welche 1765 seine Bibliothek angekauft hatte, wofür er ihr mit Voltaire wetteifernd schmeichelte, kehrte jedoch bald wieder heim und st. 1784. Sein Leben beschrieb seine Tochter, Madame de Vandeul, seine Werke gab unter anderm J. A. Naigeon heraus, Paris 1798, 3. Aufl. 1818.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 379-380.
Lizenz:
Faksimiles:
379 | 380
Kategorien: