Eis

[522] Eis, nennt man das fest gewordene Wasser. Das Wasser gefriert, wenn ihm das zum flüssigen Zustand nöthige Maß latenter Wärme entzogen wird, im Allgemeinen bei 0° R. Bei völliger Ruhe kann es jedoch bedeutend stärker abgekühlt werden ohne zu gefrieren; die leiseste Erschütterung reicht aber dann hin, die E. bildung zu bewirken. Auch bei starker Bewegung gefriert es schwieriger. Die E. bildung beginnt auf der Oberfläche, weil Wasser von 0° leichter ist, als das um einige Grade wärmere, das gefrierende Wasser somit in die Höhe steigt. Wasser mit fremden Bestandtheilen, z.B. Salzen, Säuren etc., gemengt, erfordert höhere Kältegrade zum Gefrieren, und der fremde Stoff scheidet sich dabei aus; so wird Meerwasser durch Gefrieren süß. E. ist specifisch leichter als Wasser, um ungefähr ein Zehntheil, in dem nämlichen Verhältnisse dagegen gewinnt es an Ausdehnung; die Kraft, mit der diese Ausdehnung geschieht, ist außerordentlich groß, so daß eiserne Röhren, Bomben dadurch zersprengt werden. Mit dem Steigen der Kälte nimmt auch die Festigkeit des E.s zu; Polareis läßt sich kaum mit dem Hammer zerschlagen. Beständiges E., das nie aufthaut, findet sich im höchsten Norden und auf hohen Gebirgen, so die Gletscher und E. felder. In Sibirien finden sich Gegenden, die im Sommer angebaut werden und dennoch in der Tiefe des Bodens beständiges E. haben. – Da Schnee und E. sich besonders eignen zum Abkühlen von Speisen und Getränken und zum längeren Aufbewahren derselben, so werden Vorräthe davon gehalten in E. kellern und E. gruben; besonders in heißen Ländern wird das E. oft weither beschickt. Auch künstlich wird E. erzeugt zu technischen Zwecken, hauptsächlich durch Beförderung der Verdunstung.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 522.
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