Friesel

[813] Friesel (miliaria), eine Hautkrankheit, bestehend in dem Ausbruche zahlreicher kleiner Bläschen, entweder bloß an einzelnen Stellen der Haut od. über die ganze Haut verbreitet, entsteht durch übermäßige Absonderung des Schweißes in den Schweißdrüsen. Die Bläschen sind entweder durchsichtig od. milchweiß od. mit einem rothen Saume umgeben, daher die Benennungen Krystall-F., weißer und rother F. Der F. erscheint bald als selbständige Krankheit (idiopathisch), bald als Begleiter anderer Krankheiten (symptomatisch), und in beiden Fällen sowohl acut als chronisch. Er befällt hauptsächlich jüngere Leute mit zarter Haut und starker Transpiration. Dem Ausbruche gehen gewöhnlich Brustbeklemmung, Angst, nervöse Zufälle, Fieber und starke Schweiße voran. Der selbständige acute F. trat früher in großen und sehr verheerenden Epidemien auf, noch jetzt zuweilen, doch beschränkter, auch öfter vereinzelt (sporadisch). Der symptomatische acute F. ist der häufige Begleiter des Wochenbettes, des acuten Gelenkrheumatismus und der Entzündungen seröser Häute, seltener im Typhus, Lungenentzündung etc.; übermäßiges Warmhalten und vieles Schwitzen sind hier die häufigste Veranlassung.[813] Der chronische F. bildet sich entweder aus einem acuten oder auch ursprünglich bei sehr zarter Haut und übermäßigem Schwitzen. – Der acute F. ist immer eine bedenkliche Erscheinung, besonders der selbständige, aber auch der symptomat. erlaubt nur eine zweifelhafte Voraussage. In andern Fällen dagegen ist er eine gefahrlose Erscheinung, besonders bei chron. Verlaufe. – Die Behandlung ist im Allgemeinen eine kühlende, jedoch mit großer Vorsicht gegen wirkliche Erkältungen, daher leichtes Bedecken, öfteres Lüften und kühlere Zimmerluft, innerlich Limonaden, kühlende Salze, in geeigneten Fällen auch Chlorwasser und Mineralsäuren. Sehr günstig erweisen sich äußerlich Waschungen mit Aetzkalilösung.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 813-814.
Lizenz:
Faksimiles:
813 | 814
Kategorien: