Glocke

[93] Glocke, schallgebendes hohles Werkzeug, oben kegelförmig, unten ausgeschweift, aus G.ngut (Mischung von Kupfer u. Zinn) bestehend, am dicksten Schlagringe, wo der Klöppel die Wand trifft, mit dem größten Durchmesser an der Mündung. Der obere Theil heißt die Platte, Haube, der Theil abwärts bis zum Schlagringe, Kranze, die Schweifung; auf der Haube stehen die Henkel. Die G. wird in einer Form gegossen, die in der Dammgrube angelegt wird; der Kern, das Innere der G., die Höhlung, ist gemauert, die Dicke heißt der leere Raum zwischen dem Kern und dem Mantel, die aus einem Brei von Lehm, Ziegelmehl und Kälberhaaren bereitet wird. Das geschmolzene Metall wird unmittelbar aus dem Ofen in den leeren Raum zwischen Kern und Mantel geleitet. Die Schönheit des Klanges hängt von den Mischungsverhältnissen des Metalls, die Tiefe u. Höhe desselben von der Masse ab. Der Gebrauch der Hand-G.n zur religiösen Feier soll schon bei den alten Völkern stattgefunden haben; in den kirchl. Gebrauch sollen sie zuerst durch Bischof Paulinus zu Nola in Kampanien (daher latein. G. Campana) im 5. Jahrh. eingeführt worden sein, worauf sie sich bis in das 8. Jahrh. über die christl. Welt verbreiteten. In den Niederlanden verfiel man im 15. Jahrh. auf die G.nspiele, d.h. Reihen von G.n nach der Tonleiter, um besondere Melodien hervorzubringen, mit der Schlaguhr in Verbindung gebracht; sie waren lange ziemlich beliebt, jetzt sind sie wieder aufgegeben.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 93.
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