Haare

[194] Haare, dünne, harte, cylinderförmige, elastische, aus Horngewebe bestehende Fäden von verschiedener Farbe, Länge und Windung, die fast über die ganze Haut verbreitet sind. Man unterscheidet an ihnen den über die Haut hervorragenden Theil, den Haarschaft, und den in der Haut liegenden Theil, die Haarwurzel, deren unterstes angeschwollenes Ende die Haarzwiebel heißt. Das Gewebe des H.s zerfällt in die faserige Rindensubstanz und in die zellenähnliche Marksubstanz. Nach seinem Austritt aus der Haut erhält es noch einen Ueberzug von der Oberhaut. Die Haarwurzel ist von einer Vertiefung der Haut, dem Haarbalge, umschlossen, u. sitzt auf einem darin befindlichen weichen Wärzchen, dem Haarkeim, welcher sich in die Marksubstanz verliert. Nur der Haarkeim und Haarbalg besitzen Gefäße und Nerven, und von ihnen aus geschieht das Wachsthum des H.s, indem durch Absatz von Hornsubstanz das Haar immer weiter aus dem Balge hervorgeschoben wird. Dieses geschieht nur bis zu einer bestimmten Länge des H.s, wird es aber abgeschnitten, so dauert das Wachsthum beständig fort. Werden der Haarkeim und der Haarbalg in ihrer Funktion gestört oder gehemmt (durch Krankheit od. im Alter), so werden die H. grau oder fallen aus, und ist ihre Thätigkeit gänzlich erloschen, so ist ein Wiederwachsen der Haare unmöglich. Gänzlich von Haar entblößt sind nur wenige Stellen am menschl. Körper, zumal mindestens die auf der Haut zerstreuten seinen Woll-H. fast den ganzen Körper bedecken. Die Farbe der H. ist sehr verschieden, von Weiß bis Schwarz, gewöhnlich entsprechend der allgemeinen Hautfarbe. – H. finden sich fast in allen Thierklassen (nicht bei den Amphibien), freilich in den verschiedensten Gestalten: Wollhaar, Borsten, Federn, Stacheln.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 194.
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