Hahn-Hahn

[204] Hahn-Hahn, Ida Gräfin, geb. 1805 zu Tressow in Mecklenburg, verlebte keine allzu frohe Jugend, heirathete 1826 einen reichen Vetter, den Grafen Friedr. Wilh. Adolf von H.-H., wurde schon 1829 von ihm geschieden u. suchte auf Reisen in Europa, Palästina u. Aegypten Trost, in der Schriftstellerei Befriedigung ihrer Ruhmliebe. Weniger ihre Gedichte, von denen nur das Lied: »Ach wenn Du wärst mein eigen, wie lieb solltʼst Du mir sein« gepriesen wird, als ihre Reiseschilderungen (Jenseits der Berge, Orientalische Briefe) und noch mehr ihre Romane (Gräfin Faustine, Sigismund Forster, Zwei Frauen, Levin u.a.) gewannen den Beifall der Salons; denn H.-H. traf darin nicht nur den seinen übertünchten Ton u. die mitunter arg verschrobenen Ansichten der vornehmen Welt, sondern sie zeigte sich auch als gedankenreiche Frau u. wußte Seelenzustände sein auszumalen. Dagegen offenbaren ihre Romane Ueberfluß einerseits an Emancipationssucht und aristokratischem Hochmuth, anderseits Mangel an schöpferischer Kraft u. Originalität. Die Geschichte ihrer zu Berlin erfolgenden Rückkehr zur kath. Kirche 1850 ist bekannt und von ihr selbst in dem Schriftchen »Von Babylon nach Jerusalem« Mainz 1851 mit großem sittlichen Freimuthe u. zugleich mit einer Herbe gegen ihre frühere religiöse Gemeinschaft geschildert, wie dieselbe bei Convertiten häufig u. natürlich ist. Von ihrer wahrhaft frommen Gesinnung zeugt das Büchlein »Unserer lieben Frau«, neuestens die Dichtung »Das Jahr der Kirche«, Mainz 1854, woran besonders die kleineren lyrischen Gedichte vortrefflich gefunden worden. Die Dichterin selbst hat sich im Novbr. 1852 dem Klosterleben geweiht.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 204.
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