Hobbes

[319] Hobbes (Hapeß), Thom., engl. Philosoph, geb. 1588 zu Malmesbury in der Grafschaft Wiltshire, Sohn eines Predigers, studierte eifrig den Aristoteles, bereiste als Erzieher das Festland, trat 1628 dem revolutionären Geiste seiner Landsleute zuerst mit einer Uebersetzung des Thucydides und später, als er nochmals Reisen gemacht und wegen seiner energischen Parteinahme für Karl J. 1641 aus England hatte fliehen müssen, von Paris aus mit der Schrift de cive (1642) und einer Abhandlung über die menschl. Natur sowie über Freiheit und Nothwendigkeit (1649) entgegen, denen der berüchtigte »Leviathan« (London 1650, deutsch in Halle 1794–96, 2 B.) folgte. Sein unerträglicher Hochmuth und seine arge Lästerzunge bewirkten, daß H. 1652 auch Frankreich meiden mußte; er schrieb nun wieder in England im Verborgenen, erhielt 1660 vom König eine Pension und st. 1679. H. war einer der frühesten Naturrechtslehrer, welche von der menschl. Natur und vom Subjecte ausgehend zum Staate zu gelangen suchten u. der erste, der den Menschen ohne Gott, Religion und histor. Verhältnisse im rohesten Naturzustand betrachtete. Der Naturzustand aber ist »ein Krieg Aller gegen Alle«; der Staat will den Frieden aufrecht erhalten, das Recht enthält die Friedensartikel, welche nur eiserne Nothwendigkeit der Selbstsucht [319] der Einzelnen aufzudrängen vermag. Daher ist der absolute Staat der beste, weil und je mehr er Furcht einflößt. Schon Cumberland, später Mendelssohn u. Feuerbach (Antihobbes) haben die barocken Ansichten des H. bekämpft; »Opera latina« (Lond. 1844–45) und »English works« (London 1842–45).

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 319-320.
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