Kalender

[528] Kalender, im Allgemeinen die Zeiteintheilung, Zeitrechnung, wie sie bei den verschiedenen Völkern eingeführt wurde. im engern Sinne ein dieser Eintheilung entsprechendes Verzeichniß eines Zeitabschnittes (gewöhnlich eines Jahres) nach seinen Unterabtheilungen in Monate, Wochen, Tage, mit Angabe der Feste, der wichtigen astronomischen Erscheinungen etc. Zur Feststellung größerer Zeitabschnitte zeigten sich zuerst die Mondwechsel am tauglichsten, und so entstand die Rechnung nach Monaten und Mondjahren. Bald aber fand man die Folge der Jahreszeiten hiezu passender und den bürgerlichen Geschäften entsprechender, u. führte das Sonnenjahr oder tropische Jahr ein (s. Jahr). Bei den Griechen führte Meton 433 v. Chr. den 19 jähr. Cyklus ein, indem er fand, daß innerhalb 19 tropischen Jahren der Mond fast genau 235 Umläufe mache; von diesen 19 Jahren waren 7 Schaltjahre. Die Zahl eines jeden Jahres, welche dessen Stelle in dieser 19jährigen Periode angab, hieß die goldene Zahl (noch jetzt gebräuchlich). Eine noch genauere Schaltrechnung führte ein Jahrhundert später der Astronom Kallippus ein. Die Römer hatten unter den ersten Königen ein Jahr von 10 Monaten, Januar und Februar wurden später hinzugefügt. Die Verwirrung der röm. Zeitrechnung ordnete Julius Cäsar 46 v. Chr., julianischer K., indem er das Jahr zu 3651/4 Tag bestimmte und für je 4 Jahre einen Schalttag einsetzte. Die Monatstage in diesem röm. K. wurden nicht nach der einfachen Reihenfolge der Zahlen bezeichnet, sondern man gab bestimmten Tagen des Monats gewisse Namen und bezeichnete die andern nach der Zahl, welche ihre Stelle vor jenen rückwärts bezeichnet. Der erste Tag jeden Monats hieß Calendae (daher der Name K.), im März, Mai, Juli und October hieß der 7. Tag Nonae, der 15. Idus, in den andern Monaten der 5. Nonae und der 13. Idus. Da aber (vgl. Jahr) 3651/4 Tag die eigentliche Jahreslänge insoweit übersteigt, daß sie in 100 Jahren 18 Stunden 20 Min. dem astronom. Jahre vorangeeilt ist, so fiel gegen Ende des 16. Jahrhunderts der Frühlingsanfang um 10 Tage früher ein, daher verbesserte Gregor XIII. den julianischen K., indem er 10 Tage auswarf (auf den 4. Oct. 1582 folgte gleich der 15.) und festsetzte, daß zur Ausgleichung für alle Zeiten je 3 Säcularjahre gemeine Jahre, jedes 4. aber ein Schaltjahr sein sollte (gregorianischer K.). Unmittelbar nach seiner Einführung wurde dieser K. nur in Italien. Spanien und Portugal [528] angenommen, einige Monate später in Frankreich, im kath. Deutschland, der kath. Schweiz u. den Niederlanden 1583, in Polen 1586, in Ungarn 1587, im protest. Deutschland erst 1700. in England 1752, zuletzt in Schweden 1753. Die Russen behielten den julianischen K. bei und sind deßhalb um 12 Tage zurück. – Einen ganz neuen, aber schon 1806 wieder aufgegebenen K. führten die Franzosen während der Revolution ein durch Beschluß des Nationalconvents vom 5. Oct. 1793. französisch-republikanischer K. Derselbe beginnt mit dem 22. Sept. 1792, als erstem Jahrestage der Republik. Die 12 Monate, von da an gerechnet, blieben, jeder Monat wurde zu 30 Tagen bestimmt, mit Anhängung von 5, im Schaltjahr 6 Tagen am Ende des Jahrs. Statt der Woche wurde der Monat in 3 Theile von je 10 Tagen (Dekaden) getheilt. Die Monate hießen vom 22. Sept. an: Vendémiaire, Brumaire, Frimaire (Herbst) – Nivose, Ventose, Pluviose (Winter) – Germinal, Floréal, Prairial (Frühling) – Messidor, Thermidor, Fructidor (Sommer). – Im jüdischen K. hat das gemeine Jahr 12 Monate von je 29 und 30 Tagen. im Ganzen also 351 Tage, das Schaltjahr (wodurch man das Jahr mit dem tropischen ausglich) 13 Monate mit 384 Tagen; in 19 Jahren sind immer 7 Schaltjahre.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 528-529.
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