Polyglotte

[578] Polyglotte, griech., ein solches Buch, wo neben dem Urtexte die Uebersetzung in mehre Sprachen steht, sei dies nun in 3 (Triglotte), 4 (Tetraglotte), 7 (Heptaglotte) od. noch mehr Sprachen. Schon in uralter Zeit hatte man P.n von einzelnen Büchern der Bibel, z.B. die samaritanische Triglotte (in der barberinischen Bibliothek), allein erst nach Erfindung der Buchdruckerkunst konnten P.nbibeln recht in Aufnahme kommen und seitdem erschienen 4 große u. einige kleinere Ausgaben. Die 4 großen P.-bibeln sind: 1) die sog. Complutensische oder Bibel von Alcala (in Alcala de Henares, dem Complutum der Alten), nach dem Plan und auf Kosten des Cardinals Ximenes hergestellt, die älteste von allen, bereits 1517 vollendet, aber nur 600fach gedruckt und erst später veröffentlicht. 2) Die Antwerpische, Biblia Polyglotta Antverpiensia, auch Königliche Bibel genannt, durch Philipp II. von Spanien ins Leben gerufen, indem dieser den Unternehmer Christoph Plantin von Antwerpen reichlich mit Geld und durch gelehrte Mitarbeiter, namentlich Benedict Arias Montanus, unterstützen ließ. Erschien seit 1569 in 8 Bdn., ein Meisterstück der Buchdruckerkunst, doch ebenfalls nur in 500 Exemplaren gedruckt. 3) Die Pariser P., Biblia Polyglotta Parisiensia, gefördert durch den Cardinal du Perron sowie durch de Thou, vom Oratorianer Morinus, vom Maroniten Gabriel Sionita (s.d.) sowie von Le Jay u.a.m., erschien 1628–45 in 9 Bdn., wurde schon 1635 vom franz. Clerus approbirt u. empfohlen, leidet an mancherlei Mängeln. 4) Die P. von London, Biblia Polyglotta Londinensia, Waltonʼsche P. genannt, in 10 Sprachen von Brian Walton u.a. bearbeitet, erschien seit 1657 in 6 Bdn., hinsichtlich der Außenseite einfach, aber in Bezug auf Anordnung u. gelehrten Apparat weit reichhaltiger u. brauchbarer als alle früheren P. en. – Eine P.nbibel zum Handgebrauche gaben R. Stier u. Dr. Theile heraus, Bielefeld 1847–54, 5 Bde.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 578.
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